Wohin in Bremen?
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■ Freitag, 20 Uhr

Premiere: „Apparat“

Um eine neue Welt zu bauen, und sei es auch nur theatral, braucht man offenbar eine Menge Leute: Ein rund dreißigköpfiges Ensemble geht in „Apparat“ an die Arbeit, um sein Publikum in ein neues „Wir“ zu entführen, gestalten die Galerieräume der Spedition um und bauen darin die „Apparat“-Welt. Was so fröhlich-optimistisch daherkommt, scheint aber zumindest ansatzweise dystopische Züge zu tragen: Das Spiel beginnt nämlich mit einem Flyer, der nicht nur Werbemittel, sondern, weil er ein Passwort liefert, auch Passierschein ist. Wo es ein „Wir“ gibt, muss es schließlich auch etwas anderes, ein „Ihr“ etwa geben – und wenn es nur imaginiert wäre. Hat man es glücklich hineingeschafft, wird weiter am „Wir“ gebastelt. Für kulturelle Identität sorgen „Apparat“-Bier, „Apparat“-Sounds von der (klar doch) „Apparat“-Band und eine einschlägige Kluft, die allerdings für die Performer reserviert ist. Kaum überraschend, dass bei so viel Leitkultur über die Zugehörigkeit zum Apparat keineswegs der oder die entscheiden, die dazugehören wollen, sondern eine apparateigene Autorität. Nach der Premiere am kommenden Freitag ist die Produktion noch am Sonntag, 29. März sowie am 1., 2. und 4. April jeweils um 20 Uhr zu sehen.

Galerie in der Spedition, Güterbahnhof

■ Mittwoch, 20 Uhr

Glocke spezial: Buika

Wo wir gerade beim Thema waren: Auf ihre Identität hin befragt, antwortet die Sängerin Concha Buika schlicht: „Ich bin einfach Musik.“ Womit die mallorquinische Musikerin mit Wurzeln in Äquatorialguinea darauf hinweist, dass ihre Herkunft und die ihrer Familie sie eben nicht auf etwas Bestimmtes festlegen, aus dem heraus sich ihre Arbeit erklären ließe. Was entsprechende Zuschreibungen nicht verhindert, und auch die herrschaftlicher Vergesellschaftung nicht aus der Welt schafft. Aber doch zumindest nicht unsympathisch ist. Und es fiele in der Tat schwer, ihre Melange aus Flamenco, Blues, Jazz und Copla Andaluza auf einen handlichen Begriff zu bringen. Billie Holiday liegt ihr ebenso nah wie Jacques Brel: „Ich akzeptiere keine Grenzen und keine musikalischen Stile. So ist es auch mit dem Flamenco, das ist kein Musikstil. Mach musikalisch, was du willst, wenn du Flamenco fühlst, dann klingst du nach Flamenco“, erklärt die Musikerin. Das bedeutet eben auch, dass es nicht um eine Form geht, sondern die vor allem das Mittel für einen Ausdruck ist. FOTO: JAVI ROJO

Glocke

■ Freitag, 27. 3. & Samstag, 28. 3., 20 Uhr

Mephisto Sein Goethe

Zumindest in Bremen zum letzten Mal zu sehen sind Ende nächster Woche die sieben unter dem schönen Titel „Mephisto.Sein.Goethe“ zum Stück zusammengefassten Monologe, in denen der Schauspieler Jonathan Prösler eine offene Rechnung mit Goethes Faust zu begleichen sucht. Sieben Regisseure an seiner Seite, gelingt Prösler hier zwar nicht gleich die Überwindung des „Olympiers“, aber er holt ihn zumindest für eine kleine Sparringrunde vom Podest. Unser Rezensent befand nach der Premiere: „Jonathan Prösler ringt, schwitzt, brüllt, schimpft und zweifelt mit solcher Inbrunst und Überzeugungskraft, dass man ihm gerne noch länger zuschauen würde. Mephisto indes ist am Ende so klug wie zuvor: Mag er sich winden und fluchen, wie er will, es gibt doch kein Entkommen aus dem Goethe-Kosmos, Mephisto bleibt eine Marionette, die dazu verdammt ist, ihre Rolle im Werk des Universalgenies zu spielen. Ihm dabei zuzuschauen, ist jedoch eine Lust.“

Schlachthof