Schmalspur-Abi statt Fächervielfalt

BILDUNG Mit zwei Tagen Dauerunterricht macht das Alte Gymnasium auf Zeitmangel aufmerksam

Mit einem Lernmarathon von Donnerstag bis gestern Mittag protestierte das Alte Gymnasium gegen Stundenkürzungen. Etwa 250 Schüler und ihre Lehrer folgten dem Motto „Lernen bis zum Umfallen“.

„Uns sind zu Beginn des laufenden Schuljahres 52 Schulstunden gekürzt worden“, erläuterte Direktorin Christa Sanders-Terhorst die Aktion. „Das bedeutet, dass wir weniger Profile für die Oberstufenschüler anbieten können.“ So reduziere sich beispielsweise der Umfang der Profil-Leistungskurse in der Einführungsphase im kommenden Jahr von sechs auf zwei Stunden. Dadurch würden den kommenden Zehntklässlern insgesamt 120 Schulstunden im ersten LK-Jahr fehlen. Folge: Entweder fallen Inhalte aus oder die SchülerInnen müssen schneller lernen. Doch nicht nur das. „Als ich in die Oberstufe kam, hatte ich ein ganzes Jahr Zeit, um mich an die Unterrichtsweise zu gewöhnen und über Kurswechsel nachzudenken“, erklärt Schülersprecher Simon Trapp. Seine NachfolgerInnen hätten dafür „noch genau zwei Wochen Zeit“.

Die Idee zu der Aktion stammte aus dem Kollegium, doch geplant und organisiert haben das Projekt Lehrer und Schüler gemeinsam. „Wir wollen uns nicht mit einem Protest angreifbar machen, sagt Englisch- und Deutschlehrer Ingo Matthias, „sondern demonstrieren, was wir am besten können: unterrichten.“ Dabei werde auch Wissen abseits des Unterrichtsplans vermittelt. Tatsächlich zeigte der Lernmarathon, was auch sonst auf Bremer Stundenplänen stehen könnte. Poetry-Slam, ein UN-Planspiel oder Themen wie „Feindbilder im Kalten Krieg in den Medien anhand von Beispielen aus der Popmusik“.

Sogar Schüler von anderen Schulen hätten mitmachen wollen, sagt Sanders-Terhorst, „doch das konnten wir aus rechtlichen Gründen nicht zulassen.“ Ingo Matthias warnt: „Wenn selbst Schüler anfangen, um das Gut Bildung zu kämpfen, ist das ein deutliches Zeichen für den Zustand unseres Systems.“

ANISSA BRINKHOFF