Im Westen geht der Mangel auf

BRILLEN-FINSTERNIS

Geld war ja da. Bloß – die Ware gab’s nicht. Der Mangel war akut, und intensiv erfahrbar, und es fühlte sich ein wenig an, wie eine echte Mangelwirtschaft. Allerdings gehört zur wahren Shortage Economy laut ihrer von János Kornai 1980 entwickelten Definition noch mindestens der Aspekt, dass diese Situation häufig und in Bezug auf viele Produkte auftritt. Sie hat sich diesmal aber nur bei Weißlicht-Schutzbrillen eingestellt: Wer vergangene Woche versucht hat, sich eine – oder gar mehrere – zu besorgen, hat schnell gemerkt: Unmöglich. Ausverkauft. Restlos.

„Wir haben keine Sonnenfinsternisbrillen“, den Aushang hatte ein Optiker in Bremen in die Eingangstür gepinnt, das klang schon echt wie DDR. In Celle versicherten Brillenmacher, sich noch drum bemühen zu wollen, leider vergebens. Und in Hamburg wurde man höflich, aber bestimmt aufs Internet verwiesen. Bloß: Auch das Internet war – leergekauft. Pech gehabt.

Oder eben Glück, je nachdem. Denn während von Flensburg bis Braunschweig gute Sicht geherrscht hätte, die Schulkinder aber ohne Sichtschutz oder besser noch Solarscope-Geräte oft gar nicht auf die Pausenhöfe durften, konnte man sich in Nordwestdeutschland bestenfalls freuen, keine 15 Euro in eine Papphalterung mit Silberfolie gesteckt zu haben. Denn auch mit denen blickte man dort auf eine undurchdringliche milchweiße Hochnebeldecke.

Laut Nasa World Atlas of Solar Eclipse Paths ereignet sich die nächste von Deutschland aus sichtbare totale Sonnenfinsternis erst 2081. Insofern empfiehlt es sich, das gesparte Geld zur Bevorratung mit Südfrüchten und Klopapier zu verwenden. Die soll’s nämlich noch geben.  BES