Verlorenes Paradies

LEGENDE Wurde schon mehrfach totgesagt und kam doch immer wieder zurück: Grant Hart spielt im Magazinboden des Schlachthofs neue und alte Songs zur akustischen Gitarre

von Andreas Schnell

Bob Mould oder Grant Hart – wer von beiden schrieb die größeren Songs für Hüsker Dü? Das wird natürlich eine Geschmackssache bleiben. Mit „Diane“ komponierte Hart zumindest einen Klassiker. Und reist, ob er will oder nicht, bis heute auf dem Hüsker-Dü-Ticket. Was ungefähr auch für Bob Mould gilt.

Dabei sind Hüsker Dü schon seit 1987 Geschichte, haben Mould und Hart mit anderen Bands und Solo-Alben maßvoll Erfolge feiern können. Aber Hüsker Dü sind eine Legende. Der Furor ihrer frühen Aufnahmen, aber auch jene überwältigende Kombination aus Gitarrenstürmen und ergreifenden Melodien haben bis heute wenig an Brisanz verloren. Auch wenn das Trio aus Minneapolis wie kaum eine andere Band den Übergang zu dem markiert, was als Alternative Rock Rock als Alternative zunichte machte.

Heute fühlt er sich übervorteilt, weil von dem Reibach, der später mit „seiner Erfindung“ gemacht wurde, Pop und Krach zusammenzuführen, bei ihm nichts ankam – und falls doch, wahrscheinlich auf ganz unvernünftige Weise ausgegeben wurde. Ihm ist unschwer anzusehen, dass sein Weg, naja, sagen wir: nicht immer gerade verlief. Kein Wunder, dass es oft hieß, Hart sei am Ende.

Doch er kam immer wieder. Und auch wenn ihm ein kreativer Widerpart wie Mould ebenso fehlen mag, wie es andersherum der Fall ist, schreibt er immer noch Songs, in denen sich schmerzliche Wehmut mit beinahe naivem Überschwang vermählt, wie es eigentlich nur Hart zuwege bringt. Zurzeit arbeitet er an einem Album, das auf John Milton‘s „Paradise Lost“ basiert. Heute Abend spielt er einige davon allein mit seiner Gitarre.

■ Samstag, 20 Uhr, Schlachthof