LESERINNENKOMMENTARE
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1999 in Süddeutschland

■ betr.: „Sonnenfinsternis in Berlin“, taz.de vom 15. 3. 15

1999 war ich extra nach Süddeutschland gefahren um die totale zu sehen. Leider war der Himmel ziemlich bewölkt, so dass die Verfinsterung nicht sehr auffiel. Dann haben sich die Wolken doch etwas verzogen und unvergesslich bleibt mir, wie der erste Sonnenstrahl wieder am Rand der schwarzen Scheibe aufblitzte. Es war, als hätte der „liebe Gott“ den Lichtschalter betätigt. Unglaublich. TRAUMATÄNZER, taz.de

Das ist provinziell

■ betr.: „Be Humboldt, be Berlin“, taz.de vom 18. 3. 15

Na wunderbar: Statt eines Formats, dass dem Namen Humboldt durch eine weltweite Dimension Rechnung trägt und das hochsymbolische Merkmal Sprache darstellt, gibt es nun – eine Selbstinszenierung Berlins. Das hat gerade noch gefehlt, besonders in der Kombination mit dem wiederauferstehenden Preußentum.

Da weiß man ja schon, was kommt: Selbstbeweihräucherung der Religionsfreiheit mit simpler Reminiszenz an den Alten Fritz (während direkt nebenan Pegida gegen Muslime hetzt) und Verweis auf die lange Willkommenskultur der Stadt (während sich ein CDU-Senator rühmt für Rekordzahlen bei den Abschiebungen).

Der „globale Makrokosmos soll sich im Berliner Mikrokosmos spiegeln“? Heißt übersetzt: Berlin stellt sich in den Mittelpunkt, alles was drum herum passiert, findet auf der Oberfläche Berlins selbst statt. Man schaut auf Berlin statt auf die Welt. Das ist provinziell, kein bisschen neuartig und genau das Gegenteil von Weltstadt.

SOUNGOULA, taz.de

Frösche küssen

■ betr.: „Lobhudeleien für Müller“, taz.de vom 15. 3. 15

„Menschen, die so langweilig leben wie viele […] Sozialdemokraten“, können sich nach Ansicht von Michael Müller offenbar nicht um sich selber kümmern, sondern bedürfen dringend der Politiker. Die wissen (dank Umfrageergebnissen) viel besser als die Bürger selber, was sie brauchen oder wollen beziehungsweise zu wollen haben. Leider bleibt es ein Geheimnis des Herrn Müller, wie genau er den Zusammenhang herstellt zwischen „langweilig“ und „unselbständig“. Die taz hätte ihn danach ruhig fragen können, finde ich. Verschissen hat sie es ja offensichtlich eh.

Dass es Menschen wirklich disqualifizieren muss, wenn sie sich mehr für „Kinder, de[n] Arbeitsplatz, die Freude auf den nächsten Urlaub und das neue Auto“ interessieren als für die Eitelkeiten aktueller Politik, glaube ich persönlich nicht. (Kein Wunder, ich bin nicht Politiker und auch sonst kein besonders bunter Hund.) Die aktuelle Politik jedenfalls zeigt sich immer wieder völlig desinteressiert an allem, was nicht ausschaut und kräht wie sie selbst. Entsprechend wenig bezieht sie den Wähler zwischen den Wahlen ein in ihre Überlegungen. Aktiv erst recht nicht. Weswegen sie dem Wähler schnurz sein kann, solange nicht die Qual der Wahl ansteht. Man will ja schließlich nicht den Rechten den (von Leuten wie Müller und Güllner) bestens bestellten Acker überlassen, muss also einen der übrigen Frösche küssen.

Die Leute tragen IHRE Stadt, die Stadt, in der sie leben, nicht Müllers oder Güllners Metropole. Die Kerle profitieren bloß ganz unverdient davon, dass Leute tun, was sie tun müssen, wenn sie in ihrer Stadt auch morgen überleben wollen. Langweilig? Klar. Aber deswegen noch lange nicht unselbständig. Zum Glück. Denn Müller selbst baut höchstwahrscheinlich keine einzige bezahlbare Wohnung in ganz Berlin. Das hat der Kerl ja gar nicht nötig. Er lebt von einem Vorschuss, den er niemals zurückzuzahlen braucht.

MOWGLI, taz.de

Wählkämpfer für Grüne

■ betr.: „Lobhudeleien für Müller“, taz.de vom 15. 3. 15

Der Beton- und Autofreund Müller ist der beste Wahlkämpfer für die Grünen, jedenfalls die richtige Oppositionspolitik machen und nicht nur auf eine Regierungsbeteiligung hoffen.

MANN MIT SONNENBLUME, taz.de