LESERINNENBRIEFE
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Spontanfahrten? Zu teuer

■ betr.: „Rabatt oder Rabatz“, taz vom 14. 3. 15

Der Artikel stellt die falsche Frage. Welcher Anteil Fahrgäste zahlt die überhöhten Normalpreise? Eben. Das Preissystem funktioniert überhaupt nur durch die Rabatte. Dabei verhindert die schwachsinnige Vorausbuchungsfrist erfolgreich spontane Fahrten per Bahn in schwach ausgelasteten Zügen. Die Bahn ist Staatseigentum. Sie stellt einen eminent wichtigen Teil unserer Infrastruktur dar. Der monetäre volkswirtschaftliche Gegenwert lässt sich kaum beziffern. Mit den Fernbussen erleben wir das gängige Muster: Konkurrenz auf den Rennstrecken und Parallelverkehre versus abgehängte Fläche. Sinnvolle Verkehrsplanung im gesamtgesellschaftlichen Interesse sieht anders aus. Mautpflicht für Fernbusse ist unverzichtbar, um großen Schaden von der Bahn, vom Steuerzahler und von den Bahnkunden abzuhalten. RALF GEISELMANN, Frankfurt

Offener Brief

■ betr.: „Ratsch Bumm Bumm“, taz vom 19. 3. 15

An den Reinhardtsdorfer Karnevalsclub e. V.

Sehr geehrter Herr Ehrlich, sehr geehrter Herr Richter, bezugnehmend auf die Pressemeldungen der letzten Woche wollte ich freundlich anfragen, ob es möglich wäre, mit unserer Narrentruppe, einem westdeutschen Karnevalsverein, an Ihrem Umzug teilzunehmen?

Ihre Idee und Definition von Gesellschaftskritik und Satire hat uns inspiriert und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es doch wahnsinnig witzig wäre, wenn wir bei Ihrem närrischen Treiben den typischen Ossilanten darstellen. Wir werden keine Kosten und Mühen scheuen, um in angemessener Verkleidung ein klares Bild des Ostdeutschen abzugeben. Alle unsere TeilnehmerInnen tragen entweder Glatze oder Vokuhila, unsere Mädels haben samt und sonders ihr Pony in den schrillen und typischen Farben Rot oder Pink gefärbt. Die Kleidung wird entweder aus Sackleinen oder Thor-Steinar-Sachen bestehen. Zur Kenntlichmachung tragen wir alle Namensschilder. Zur Auswahl stehen: Ronny, Enrico, Mandy und Chantalle. Außerdem trägt jeder unserer Ossis den Vermerk „Hartz-IV-Empfänger – Ja, ich bin sehr arbeitsfaul, schau dem geschenkten Gaul ins Maul“ an seiner Kleidung. Zusätzlich wird jeder Teilnehmer mit einer Flasche Nordhäuser Doppelkorn ausgestattet, aus der er ab und an einen kräftigen Schluck nimmt und anschließend jammert, motzt und gegen Migranten hetzt.

Was meinen Sie? Das wäre doch ein großer Spaß oder? Schließlich haben wir hier in Deutschland das Recht auf freie Meinungsäußerung, leben nicht in irgendeinem repressiven Kuffnuckenstaat und schon gar nicht in Ostdeutschland.

In Erwartung einer positiven Antwort verbleibe ich mit einem dreifachen Ratsch Bumm Bumm Ein besorgter westdeutscher Bürger (Name und Anschrift sind d. Red. bekannt)

Klasse Titelseite

■ betr.: „Es ist so weit: Die Islamisierung des Abendlandes“, taz vom 20. 3. 15

Die Idee zur heutigen Titelseite ist klasse! Allerdings hätten bei der Realisation die letzten drei Worte fehlen dürfen („… aber ohne Brille!“) Erstens sind die Nazis ohnehin schon mit einem eingeschränkten Gesichtsfeld geschlagen und zweitens – das ist mir hier wichtig: Eine Zeitung mit einem so hohen moralischen Anspruch wie die taz sollte im Blick auf die eigenen humanen Standards besonders streng sein. Die Aufforderung, sich durch eine ungeschützte Beobachtung der Sonnenfinsternis selbst zu verstümmeln, wird dem nicht gerecht. Selbst wenn es sich hier um einen satirischen Kontext handelt, bleibt ein schaler Nachgeschmack. Auch auf die Nazis ist Art. 1 GG anzuwenden!

FRAUKE SUHR, Lehrte