Zweifelhafte Tonkrieger

Kulturmanager behauptet, dass die derzeit im Museum für Völkerkunde gezeigte Terrakotta-Armee gefälscht ist

Zweifel an der Echtheit der sechs lebensgroßen Terrakotta-Krieger aus der 7.000 Stücke umfassenden Armee des ersten chinesischen Kaisers, die derzeit im Hamburger Völkerkunde-Museum gezeigt werden, hat der Kulturmanager Roland Freyer angemeldet. Freyer, der die Vorgängerausstellung in Leipzig mitgestaltet hat, moniert, dass die Figuren anders als üblich nicht per Flugzeug, sondern per Schiff angeliefert worden seien. Außerdem seien bei der Aufstellung der wertvollen Figuren keine chinesischen Beamten anwesend gewesen. Pück schließt daraus, dass es sich um Kopien handele.

„Wir haben die Schau, die ja zunächst in Leipzig zu sehen war, dort in Augenschein genommen und die Figuren für echt befunden,“ sagt Museumssprecher Pück. Vor der Hamburger Ausstellungsstation seien die Figuren allerdings nochmals nach China gegangen. Dort könnten sie theoretisch gefälscht worden sein. „Wir haben uns natürlich auf die Expertise des Leipziger „Center of Chinese Arts and Culture“ verlassen, das die Hamburger Schau konzipiert hat“, sagt Pück. Man nehme die Vorwürfe sehr ernst. „Wir haben das Leipziger Center gebeten, die Echtheit der 2.200 Jahre alten Figuren zu beweisen,“ sagte Pück gestern der taz.

Freyer hat unterdessen bei der Leipziger Polizei Anzeige wegen Betrugs erstattet, die inzwischen nach Hamburg weitergeleitet wurde. Da man aber mit bloßem Auge nicht über die Echtheit der Figuren urteilen könne, müssten eventuell Experten aus China eingeflogen werden, so der Museumssprecher.

Für eine Analyse müssten die Figuren angebohrt werden – eine Methode, die allerdings auch nicht gänzlich sicher ist, weil auch hier Fälschungen möglich sind. Sollten sich die Fälschungsvorwürfe bestätigen, müsste die Ausstellung geschlossen werden. Für den Ruf des Hauses wäre das ein weiteres Fiasko, nachdem die Figuren bereits mit sechswöchiger Verspätung aus China angeliefert worden waren. PS