LONG PLAYING RECORD *Jukebox - Der musikalische Aszendent

Liebe schenken – ein Vorschlag zur Güte

Wer ist, abseits mundartlicher Folklore oder George Michael, eher in der Lage, das Ohr akustisch auf das Fest der Liebe einzustimmen, als eine Band, die ebendiese Liebe und nichts als sie im Namen trägt und die Programmatik dessen mit jedem Akkord sanftmütig untermauert. LOVE! 1967 brachten die Band ihr drittes Studioalbum „Forever Changes“ heraus; das letzte in Orginalbesetzung. Als Songwriter, Multiinstrumentalist, Sänger und Produzent verantwortete Frontmann Arthur Lee eines der schönsten, allerdings auch kommerziell erfolglosesten Pop-Alben des Jahres. Die Zeiten, da Jimi Hendrix bei ihm in die Schule gegangen war – es heißt, der Gitarrengott habe sogar noch sein Outfit bei Lee geklaut –, waren ebenso vorbei wie jene, da Jim Morrison davon träumte, einst so erfolgreich wie Love zu sein. Die Doors hatten mit ihrem animalischen Minimalismus längst die Führung auf dem Sunset Strip übernommen. Der gelegentlich mit Syd Barret verglichenen poetischen und kompositorischen Genialität Lees tat das jedoch keinen Abbruch, wie gleich der erste Track Alone again or beweist. Diese subtil melancholische, keineswegs aber langsame oder gar lahme Liebeserklärungen an die Welt und das Leben, begleitet von einer stark akzentuierten Folkgitarre, sphärischen Streichern und einem mexikanische Mariachis zitierenden, Bläserchor erweichen jedes willige Herz. Darauf folgen eingängige, beinahe psychedelische Hymnen, mit mal ironischen oder surrealen, bald wieder naiv-sentimentalen Texten. Love haben vor nunmehr 40 Jahren eine Art „säkulärer Religion“ mit großer Austrahlungskraft erschaffen. This is the time and life that I am living / And I’ll face each day with a smile lautet der zentrale Vers des finalen „You set the Scene“; und wer das zu plump oder banal findet, soll doch meinetwegen bis zur Ohrmuschelschmelze „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ hören. DANIÉL KRETSCHMAR