letzte Fragen

Was ist eigentlich eine Soap? (1. 12.)

Soap, ursprünglich schlicht Seife, steht auch für Spülmittel und Shampoo. Also das Zeug, für das im Fernsehen reichlich Reklame gemacht wird. Um die Werbeblöcke als solche kenntlich zu machen, muss man natürlich ein „Programm“ haben, das für die Reklame unterbrochen werden kann. Eigens für diesen Zweck wurde das Genre „Soap Opera“ (Seifenoper) erfunden: Seichteste Unterhaltungsgeschichtchen, die ausschließlich dazu dienen, der Seifenreklame einen Rahmen zu geben.

Christoph Schmees, Bremen

Eine Art unendliches Paralleluniversum auf Seifenbasis. Anton Dietrich

Ursprünglich eine „Soap Opera“; eine billige Fernsehserie für Hausfrauen, die vor allem Waschmittelreklamen transportiert hat. Heute eine billige Fernsehserie fürs Prekariat, die vor allem Klingeltonreklamen transporiert.

Jürgen Kamenschek, Düsseldorf

Wie die Oper stammt sie von der Soap Opera ab (zu Deutsch: Seifenwerke). Während in der Oper die Seife kaum noch vorkommt („In diesen heiligen Hallen kennt man die Seife nicht“), verschwindet in der Soap das Werk hinter der Seife. Die Seife hingegen erscheint meist schon im Titel: „Gute Seifen, schlechte Seifen“, „Verbotene Seife“, „Seife darf nicht ‚Tagesschau‘ heißen“.

Martin Hilpert, Augsburg

Welche Nationalität hat der Weihnachtsmann? (1. 12.)

Der Weihnachtsmann hat keine Nationalität – er ist ein Produkt der Globalisierung. Er hat weder eine kulturelle noch eine nationale Identität.

Der Nikolaus hingegen, die Gestalt, die der Weihnachtsmann mehr und mehr verdrängt, hat eine Geschichte und eine Heimat: Geboren wurde er zirka 280 in Patara (Griechenland). Er lebte und wirkte jedoch in Myra (heute Demre), einer Stadt in Kleinasien, in der heutigen Türkei. Obwohl viele Italiener fest davon überzeugt sind, dass er Italiener sei, weil sein Grab in Bari verehrt wird, ist das also sehr zweifelhaft: Es ist natürlich kein uncharmanter Gedanke, dass nicht der Geburtsort die Nationalität eines Menschen festlegen sollte, sondern der Ort, in dem er die letzten Tage, also sozusagen die Summe seine Lebens verbracht hat.

Aber selbst das würde Nikolaus nicht zu einem Italiener machen, weil sein Leichnam erst lange nach seinem Tod nach Italien verbracht wurde. Wenn man an der Fiktion festhalten möchte, dass der Geburtsort die Nationalität festlegt, dann war er Grieche. Entscheidet man sich dafür, dass der selbst gewählte Lebensmittelpunkt entscheidend ist (was in seinem Fall bedeutet, den Ort zu wählen, an dem er seine Aufgabe fand), dann war er Türke. In Wirklichkeit war er natürlich Christ, was in der katholischen Tradition bedeutet, dass er zu einer transnationalen Gemeinschaft gehört – oder genauer: zu einer, die die Nationen transzendiert.

Ulrich Beer-Bercher

Welche Nationalität der Weihnachtsmann hat, hängt davon ab, wen man fragt. Von den Niederländern weiß ich, dass sie Spanien als Ursprung des Weihnachtsmanns verdächtigen. Für uns Deutsche kommt er natürlich aus Deutschland oder aber aus Skandinavien. Über dieses Thema kann man doch bestimmt eine Magisterarbeit schreiben. Christoph Schmees, Bremen

Er ist Tibeter, Exiltibeter, weil er kein Chinese sein darf und will. Er genießt es, mit kindlicher Freude hinter dem Rauschebart und wallendem Haar, mal für ein paar Tage nicht ständig grinsen zu müssen, Kontaktlinsen statt Kassengestell tragen zu dürfen, endlich mal ordentliche Stiefel anzuhaben und mit kleinen Gaben den Menschen weiterhin eine Freude machen zu können.

Udo Schwenk-Bressler, Bonn

US-Amerikaner, was denn sonst?

Klaus Konold

Der wohnt überall und nirgends und ist deshalb staatenlos. Im Sinne Nietzsches zur „Winter-Wanderschaft verflucht.“ Der Weihnachtsmann braucht keine Papiere – außer zum Einpacken der Geschenke.

Manuel Schiefer, Bielefeld

Der „Weihnachtsmann“ wurde in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts in den USA als Zeichnung für eine Coca-Cola-Reklame entwickelt. Diese Witzfigur geht auf den heiligen Nikolaus zurück. Dieser Heilige wiederum geht auf Nikolaus von Myrna zurück, einem urchristlichen Bischof des 3. Jahrhunderts. Unter heutigen politischen Bedingungen ist der Weihnachtsmann demnach Türke !

Jürgen Kamenschek, Düsseldorf

Der Weihnachtsmann ist staatenlos. Deswegen kann er nicht mehr wie früher (vor dem Schengener Abkommen) einfach von Haus zu Haus gehen, sondern düst jetzt mit Elch und Schlitten außerhalb der Sieben-Meilen-Luftzone heran und klettert die Hauswände herunter. Das hat er von den amerikanischen Kollegen gelernt. Um seinen fremdländischen Akzent zu verschleiern, brüllt er nur noch „Hohoho“. Wie bei den Amis. Dort hat er sich auch eine neue rot-weiße Uniform sponsern lassen vom Coca-Cola-Imperium. Das sollte wirklich jedes Kind wissen.

Capitana Ursa Azul, Altona

Schließt sich Lukas, der Lokomotivführer, dem Lokführerstreik an? (24. 11.)

Lukas und Moli werden sich nicht dem Lokführerstreik anschließen,weil Lummerland nicht zum Reich des Herrn Mehdorn gehört!

Philipp Horn,Karlsruhe

Auf KNOPFdruck!

Bernd Penners, Aachen

Lukas, Dienstbeginn 1960, Hauptlokomotivführer (HLokf), Besoldungsgruppe A 8, wohnhaft in Augsburg (Puppenkiste), ist wie viele Westeisenbahner ein Beamter und darf gar nicht streiken. Und überhaupt – wir sind doch nicht in Lummerland !

Ulrich Brucklacher, Heilbronn

Nö, Lukas ist doch in Rente!

Stefanie Lang

Lukas, der Lokomotivführer, schließt sich seiner lieben Lokomotive Emma an. Und die streikt immer, wenn ihr die Kohle ausgeht.

Asmus, Jonas, Sebaia & Pablo Petersen

Lukas würde nur Kinder transportieren, nach Lummerland.

Malte Siebert, Kreuzlingen

Ja, selbstverständlich. Denn er will seine Dampfloks zurückhaben.

Yvonne Mirrenbach, Bonn

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