Keine Mehrheit für niemanden

Neue Umfrage zu Hamburg-Wahl sieht CDU und Rot-Grün Kopf an Kopf. Die Linke liegt über, auf oder unter der Fünfprozenthürde. CDU-Parteitag wollte gestern Abend Ole von Beust zum Bürgermeisterkandidaten küren

Die Wahl in Hamburg am 24. Februar 2008 ist so offen wie nie zuvor. CDU und Rot-Grün liegen gleichauf, und die Linkspartei ist mit exakt fünf Prozent knapp in der Bürgerschaft – oder bleibt knapp draußen. Das ergibt eine Meinungsumfrage des Instituts Psephos im Auftrag des Hamburger Abendblatts, die am heutigen Sonnabend veröffentlicht wird.

Danach verliert die CDU mit 44 Prozent die absolute Mehrheit der Mandate, die sie bei den Wahlen am 29. Februar 2004 mit 47,2 Prozent errungen hatte. Die SPD liegt bei jetzt 33 Prozent (30,5%) und die GAL bei 12,0 Prozent (12,3%). Der Linken werden genau 5,0 Prozent vorhergesagt. Die FDP liegt mit 3,0 Prozent (2,8%) weiterhin in den Niederungen der außerparlamentarischen Opposition, alle anderen Parteien zusammen kommen auf ebenfalls 3,0 Prozent.

Nach dieser repräsentativen Umfrage, die in dieser Woche unter 1.007 Wahlberechtigten in der Hansestadt durchgeführt worden ist, würde es nach dem Urnengang in 90 Tagen viele Optionen geben. In einer Bürgerschaft mit drei Fraktionen – wie zurzeit – wäre sowohl eine Mehrheit der CDU als auch eine rot-grüne Mehrheit möglich.

Bei einem Einzug der Linkspartei würde Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sich unter SPD und GAL einen Juniorpartner zu suchen versuchen. Einzige rechnerische Alternative wäre ein rot-grün-rotes Dreierbündnis. Das allerdings lehnen alle drei Parteien bislang strikt ab.

Gegenüber den beiden vorhergehenden Umfragen aus dem September und dem Juli ist demnach die SPD der einzige Gewinner. Sie legt bis zu drei Prozent zu, die Linkspartei verliert in gleichem Maße. Auch CDU und GAL müssen leichte Einbußen hinnehmen. Allerdings sind alle Abweichungen innerhalb der üblichen Schwankungsbreite von 1,5 Prozent plus oder minus.

Vor diesem Hintergrund begann am Abend im CCH ein Landesparteitag der CDU. Dort sollten die Delegierten das Regierungsprogramm für die kommenden vier Jahre verabschieden und einen Bürgermeisterkandidaten küren, von dem alle Welt dachte, er sei es bereits: Auf einem Parteitag am 3. Juni war Ole von Beust bereits zum Spitzenkandidaten auf der CDU-Landesliste gewählt worden.

Die Krönungsshow am gestrigen Abend dient denn auch in erster Linie dazu, die eigene Parteibasis auf einen harten Wahlkampf einzuschwören, der noch lange nicht gewonnen sei. Nach dieser aktuellen Umfrage ist das eine durchaus realistische Einschätzung. SVEN-MICHAEL VEIT