zerrüttete linksfraktion
: Ein Vorstand mit dünner Basis

Die Linke hat einen Befreiungsschlag versucht: Anders als noch vor zehn Tagen liefert die gemeinsame Erklärung von Parteivorstand und Fraktion endlich Klartext über die bestürzenden Personalquerelen. Strategisch war das dringend nötig.

Kommentar von BENNO SCHIRRMEISTER

Denn schon im Januar wird in Niedersachsen, im Februar dann in Hamburg gewählt – und die Bremer Linksfraktion steht da unter besonderer Beobachtung, weil sie die einzige in einem westdeutschen Landtag ist. Wenn die Pioniere sich in Personaldebatten, Ränkespiel und Machtkämpfen aufreiben, dann ist das keine gute Empfehlung. Also musste man versuchen reinen Tisch zu machen.

Bleibt die Frage, ob das reicht: Zwar hat der Fraktionsvorstand die Vertrauensfrage mit fünf zu zwei Stimmen überstanden. Aber das ist nur eine arithmetische Mehrheit. Sie besagt: Der Vorstand misstraut sich selbst nicht. Er hat zwei Anhänger. Und zwei Gegner. Eine ziemlich dünne Basis für eine dauerhafte Zusammenarbeit. Sprich: Wenn die Fraktion sich nicht selbst auflösen will, dann müssen sich ihre Mitglieder nicht nur auf wohltönend abstrakte Fernziele wie die „Überwindung der Inhumanität der kapitalistischen Gesellschaft“ verständigen. Sie müssen lernen, in ihrer Mikrogesellschaft human miteinander umzugehen. Bis dahin scheinen noch viele Gespräche nötig. Moderiert von einem professionellen Supervisor. Ganz wie in kapitalistischen Unternehmen.

siehe Bericht Inland Seite 6