urdrüs wahre kolumne
: Rotieren im Hünengrab

Die Universität Kiel soll sich mal nicht so etepetete anstellen und noch lange rumdrucksen bei der Annahme eines neuen Gästehauses, das nach der Stifterin Waltraud Hunke benannt werden soll, die einst die SS mit geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen versorgt hat. Warum kein Wohnheim für jüdische Studierende daraus machen – oder das Haus als Antifa-Archiv nutzen? Dann kann die braune Schnatze im Hünengrab rotieren, bis der jüngste Tag kommt.

Aufregen sollte einen nicht, dass „Botanica“-Geschäftsführer Linke in Bremen erhebliche Aufträge dieser öffentlichen Einrichtung an sein eigenes Unternehmen vergab. Denn wie oft kann der Agitator die Schweinereien der Herrschenden und ihres Küchenpersonals nur pauschal benennen – solche Pfeifenköppe sind dabei derart gute Musterbeispiele für prinzipielle Kritik, dass man sie im Dienste der Stamokap-Propaganda hegen und pflegen sollte. Schön, wenn man bei Schweinen den Stummelschwanz noch sieht.

Mein herzliches Beileid gilt heute schon jener neuen Lottomillionärin, die ihren Gewinn durch den Systemschein der Bild-Zeitung gemacht hat. Die Diekmann-Bande wird die Geschichte dieser Unglücksräbin in allen Verästelungen verfolgen, ihr Leben ausquetschen wie eine Zitrone und Heiratsschwindler auf sie ansetzen, kurz: nicht ruhen, bis die Frau als neuer Lotto-Lothar mit Leberzirrhose und drei keifenden Liebhabern auf dem Sterbebett abgelichtet werden kann. Mädel – diese Kumpels sind brandgefährlich! Ich drück’ die Daumen und empfehle als Schutzbrief schon mal eine Spende an den Bild-Blog.

Auf der öffentlichen Toilette neben dem Weihnachtsmarkt treffe ich am Urinal auf einen Herrn, der seinen Glühweinbecher schräg unter das dort angebrachte Handwaschbecken hält und das Wasser zur Kühlung aus dem Hahn herunterrinnen lässt: „Ist doch sonst viel zu heiß.“ Ob man im einschlägigen Handel weiß, dass es eine Zielgruppe für Glühwein on the rocks gäbe?

Ein Trupp von Schriftenmissionaren verteilt in Hannover vor Karstadt Kalender mit Bibelsprüchen und meditativen Bildern und das auch noch kostenlos. Nun kann ich diese Fotos mit Schmalspur-Idyll nicht ab und weise deshalb das mir angebotene Exemplar mit den vielen Sonnenuntergängen und Nebelschwaden zurück, äußere aber Interesse an einem kleinen Abrisskalender mit Sinnsprüchen – da meint der Apostel glatt: „Ich glaub, das ist nix für Sie!“ Wer aber dem danach Hungernden SEIN Wort verweigert, dessen Kondensmilch ist sich beim Einschütten oft genug verdorben …

Im Zeitungsladen am Hamburger Hauptbahnhof lässt sich ein Kunde in ziemlich feinem Zwirn gleich einen ganzen Stapel Wirtschaftsmagazine in die Tüte stopfen – und dazu den Blinker. An die 30 Euro beträgt die Gesamtrechnung, und die Verkäuferin fragt, ob auch das Anglermagazin mit auf die Quittung soll – „unter Fachliteratur“. Die mutmaßliche Führungskraft ist auf der Hut: „Wollense mich später erpressen?“

Am Vorabend des zweiten Advent gilt die friedensstiftende Parole „Domino- statt Pflasterstein“ – meint zumindest in den meisten Fällen ULRICH „8. Kläppchen“ REINEKING

ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, würde niemals Schindluder mit einer Zeitungsladen-Quittung treiben.