LESERINNENBRIEFE
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Pauschal abgewertet

■ betr.: LeserInnenbriefe zum Kopftuchstreit, taz.nord vom 17. 3. 15

Fassungslos habe ich die Leserbriefe zum Kopftuchstreit gelesen. Muslimische Frauen, die ein Kopftuch tragen, werden pauschal abgewertet als Menschen mit mittelalterlicher Lebenseinstellung, die im Gegensatz zu Weltoffenheit stünde. Die eher repressive, oft antidemokratische türkische Innenpolitik wird gelobt, weil sie bis vor kurzem Frauen vor die Alternative Arbeit und Bildung oder Kopftuch tragen gestellt hat. Das Ganze gipfelt in der Forderung, dass Frauen in deutschen Schulen überhaupt kein Kopftuch tragen dürften. Nichts davon wird inhaltlich begründet. Da die Schule ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, finden sich hier auch Menschen, deren religiöse und kulturelle Identität in ihrer Kleidung einen Ausdruck findet. Das ist ihr Menschenrecht. Daraus entsteht kein Widerspruch zu einem aufgeklärten Denken und Handeln, was jeder, der mit Frauen die ein Kopftuch tragen, zu tun hat, weiß. AXEL GERDES

Ausbau versäumt

■ betr.: „Notausgang aus dem Fehmarntunnel“, taz.nord vom 17. 3. 15

Mit den europäischen Planungen für Hochleistungstrassen für den Verkehr – in den 1970er-Jahren vorgestellt – war schon die feste Fehmarn-Belt-Querung. Während die Länder in der Alpen und Pyrenäenregion (insbesondere die Schweiz) mit riesigem Aufwand die Planungen umgesetzt haben, hat der Norden geschlafen. Die Dänen haben mit Storebelt das erste große Projekt Wirklichkeit werden lassen. Mit diesem Brückenbau wurden zwei Themen regelrecht erschlagen. Erstens: Der immer bezweifelte Bedarf ist da, alle Prognosen wurden erheblich übertroffen. Zweitens: Nicht der Steuerzahler bezahlt dieses Projekt, sondern der Nutzer. In Schleswig-Holstein hat man sich Jahrzehnte mit einer Ablehnung der festen Querung beschäftigt. Nun kommt der Katzenjammer – das Problem der Kosten ist nicht der Tunnel, er wird von den Nutzern bezahlt – das Problem ist die Anbindung und das Nachholen des versäumten Ausbaus der Infrastruktur. HORST HERCHENRÖDER