Ein Sirtaki für Europa

FLASHMOB Vor dem Kanzleramt versammelten sich am Montag Deutsche und Griechen für Zusammenhalt

Astros und Karmen Hechatziastros küssen sich – immer und immer wieder. Der Grieche hat den Arm um seine Frau gelegt, sein Kopf ist nach links geneigt. Die Sonne scheint ihnen in das Gesicht, seine grauen Haare sind lang genug, um sie hinter seine Ohren zu streifen, auf seine Wangen sind eine deutsche und eine griechische Flagge geschminkt. Hinter den beiden bewegt sich eine Sirtaki tanzende Menschenschlange. Die Tanzenden lachen. Als das griechische Volkslied zu Ende ist, fallen sich alle in die Arme, einige küssen sich.

Während am Montagnachmittag der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras Bundeskanzlerin Angela Merkel im Kanzleramt einen Antrittsbesuch abstattete, trafen sich davor etwa 150 Menschen zu einem Kuss- und Umarmflashmob für den deutsch-griechischen Zusammenhalt. „Die Sachen, die uns vereinen, sind stärker als die, die uns trennen, und das wollen wir zeigen“, sagt Spyros Limneos. Mit seinen deutschen Kollegen zusammen hat der Grieche über das Kampagnen-Netzwerk Avaaz den Flashmob organisiert. „Die Menschen sollten zusammenhalten. Die Banken und die korrupten Politiker haben Schuld an der Krise, nicht die Menschen“, erläutert Limneos seinen Standpunkt. Sein Kollege verteilt Plakate unter den Flashmobbern. Zu lesen sind Sprüche wie „Superreiche besteuern – Korruption bekämpfen“ und „Gesundheit und Bildung vor Sparpolitik“.

„Ich küsse heute meinen Mann nicht nur, weil ich ihn liebe“, sagt Karmen Hechatziastros, „sondern auch, weil ich möchte, dass es Griechenland wieder besser geht.“ Und dann sagt sie noch etwas: „Hugs and Kisses statt Steine und Molotow.“ Berlin ist eben doch nicht Frankfurt.

MARIE-THÉRÈSE HARASIM

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