kabinenpredigt
: Albas neuer Ruhm

Alba ist in Berlin die Mannschaft der Stunde. So floskelhaft könnte man es momentan formulieren. Sportlicher Ruhm vergeht eben auch rasch, wenn vielleicht auch nicht nach 60 Minuten. Folglich kümmerte man sich beim Berliner Basketballbundesligisten schnell darum, die denkwürdige Partie vom vergangenen Dienstag als historisches Ereignis zu vermarkten. So kann man schon ab dieser Woche „Das Shirt zum Klassiker“ kaufen mit dem Aufdruck „Ich war dabei! 141:127 Alba vs. Bosna Sarajewo“.

Bei Alba hat man die Begegnung wenige Stunden nach dem letzten Ballwurf nicht nur zum „Klassiker“ erkoren, es ist gar vom „Jahrhundertspiel“ die Rede. In der Tat hat es in der 50-jährigen Basketballeuropapokalgeschichte noch nie eine solch lange Partie (fünf Verlängerungen) und ein solch hohes Spielergebnis gegeben.

Einem ging die Alba-Glorifizierung aber gewaltig gegen den Strich. Dirk Bauermann, deutscher Nationalcoach und Trainer von Brose Baskets Bamberg, dem schärfsten Konkurrenten der Berliner, wandte ein, er verstehe die ganze Aufregung nach fünf Verlängerungen gegen ein europäisches Mittelklasseteam nicht. Später wollte er das gar nicht gesagt haben, um dann aber hinzuzufügen, Alba sollte jetzt nur nicht glauben, zur europäischen Spitze zu gehören.

Besser hätte er die Berliner gar nicht motivieren können. Am Samstag gewannen sie das Spitzenduell bei den Bambergern überraschend deutlich mit 80:60. Dieses Spiel wurde sogar live im RBB übertragen. Nach dreieinhalb Jahren zeigte wieder einmal ein öffentlich-rechtlicher Sender eine Begegnung der ersten Basketballliga.

Diese Premiere hatte allerdings nichts mit jenem „Jahrhundertspiel“ vom Dienstag zu tun, sondern war Bestandteil eines bereits vor der Saison ausgehandelten Fernsehvertrags. Und anscheinend hält sich die Wertschätzung von Alba beim RBB auch in Grenzen. Denn Vorrang hatte der Drittligakick zwischen Union Berlin und Ahlen (4:4). Erst als diese Partie abgepfiffen wurde, schaltete die TV-Regie nach Nürnberg zum Duell der beiden besten deutschen Teams um. Da führte Alba bereits mit 29:17. JOHANNES KOPP