Hertha stolpert Richtung Tabellenende

Erneut eine ziemlich schwache Auswärtsleistung: Die Berliner verlieren am Sonntagabend in Nürnberg mit 1:2

1. FC NürnbergHertha BSC 2:1 (2:0)

Tore: 1:0 Charisteas (5.), 2:0 Misimovic (39.), 2:1 Lustenberger (65.),

Hertha: Drobny, Friedrich, von Bergen, Gilberto (Traore, 73.), Dardai, Pantelic, Simunic, Schmidt (Grahn, 46.), Lustenberger, Fathi, Lima (Okoronkwo, 46.)

Zuschauer: 41.000

Wer im Vorfeld der Partie zwischen Hertha BSC Berlin und 1. FC Nürnberg den Gesprächen der Verantwortlichen lauschte, musste die Ansicht gewonnen haben, Zeuge einer Unterhaltung im Altenheim gewesen zu sein. Hier zwickt es, da kneift es – und die besten Zeiten sind ohnehin längst Vergangenheit. Fast schon schien es in der zurückliegenden Woche, als wollten sich beide Traditionsvereine in Sachen Krankmeldungen ihrer Ball tretenden Angestellten gegenseitig übertrumpfen.

Zum befürchteten „Invalidenspiel“ zweier B-Teams wurde die Bundesligapartie im Nürnberger Frankenstadion am Sonntagabend dann aber nicht. Auf Seiten des „Club“ bot der angeschlagene Marek Mintal eines seiner besten Spiele in dieser Saison und war maßgeblich am 2:1-Sieg der Gastgeber beteiligt.

Auch auf Seiten der Hertha konnten Marko Pantelic und der Brasilianer Gilberto entgegen anders lautender Befürchtungen spielen – oder sagen wir es besser auf Fußballdeutsch: Sie konnten auflaufen. Eine wirkliche Bereicherung war der angebliche „Think Tank“ der Berliner Offensive nämlich keineswegs.

Während Pantelic einmal mehr als einsame „echte Spitze“ nur selten in die Nähe des Balls kam, passierte meist unfreiwillig Komisches, wenn dies Gilberto gelang. Trainer Lucien Favre zeigte dennoch erst in der 73. Minute Mitleid mit seinem indisponierten Spielmacher und wechselte ihn gegen Ibrahima Traore aus. Bereits zur Halbzeit brachte Favre Tobias Grahn und Solomon Okoronko für Andreas Schmidt und Andre Lima. Auch das änderte wenig.

Schon von Beginn an schienen es kaum so, als wollten die Berliner an ihrer erschreckenden Bilanz bei ihren Auftritten in der Provinz etwas ändern. Überheblich und überfordert wie so oft in dieser Saison stolperte die Mannschaft durch die ersten 60 Minuten der Partie. Der überraschende Anschlusstreffer war da nicht mehr als ein symbolischer (und symbolträchtiger) Akt: Nach Unstimmigkeiten in der gewiss nicht immer sattelfesten Nürnberger Abwehr schoss FCN-Innenverteidiger Andreas Wolf Fabian Lustenberger an; von dessen Schienbein prallte der Ball ins Tor. In der Nachspielzeit wäre den Berlinern dann beinahe noch der gewiss nicht verdiente Ausgleich gelungen. Ob Pantelics Treffer jedoch tatsächlich aus einer Abseitsposition entstand, wie Schiedsrichter Florian Meyer entschied, ist zumindest diskussionswürdig.

Verdient wäre er wirklich nicht gewesen. Ein erbärmliches Bild bot die Hertha vor allem in der ersten Halbzeit. Bereits in der fünften Minute düpierte da der kaum für seine technischen Kunststückchen bekannte Nürnberger Angreifer Angelos Charisteas nach einem Pass von Alois Reinhardt Innenverteidiger Steve van Bergen und schob den Ball aus kurzer Distanz ins linke Eck.

In der Folge hätte alleine aus dem ungleichen Duell zwischen Charisteas und van Bergen die Partie vorentschieden werden können. Das 2:0 durch Zvjezdan „Zwetschge“ Misimovic in der 39. Minute war da nur überfällig – und die vielleicht schönste Szene des Spiels. Peer Kluge verlängerte eine Flanke von Nicky Adler mit dem Kopf und Mismovic verwandelte per Drehschuss aus knapp zehn Metern. Nur die Inkonsequenz des fränkischen Abstiegskandidaten vor dem Tor hielt die Hertha danach überhaupt bis zum Schlusspfiff im Rennen. Christian Rothmund, Nürnberg