Galerie Kamm
: Ranziges Fett und ein Messer im Rücken

Nicht immer sind es Reinemachefrauen, wie im jüngsten Fall bei einem Werk von Martin Kippenberger, die in die nachhaltige Präsentation von Kunst eingreifen. Auch Museen entwickeln eigenwillige Ideen, Kunstwerke zu konservieren. Wie etwa Beuys’ ranzige Fettecke in Kartonschachtel (1963), die das Stedelijk Museum in Amsterdam ohne Absprache mit frischem Fett bestückte. Dies ist der Ausgangspunkt von Kate Davis, die sich mit der Authentizität von Werk und Autorenschaft beschäftigt. Im Mittelpunkt stehen eine Venus und zwei Frauenrechtlerinnen: eine Venus von Velasquez (Die Toilette der Venus,1647–51) sowie die Frauenrechtlerin Mary Raleigh Richardson, die das Bild 1914 mit einem Messer attackierte, um auf die Gefangennahme der Suffragette Emmeline Pankhurst aufmerksam zu machen. Später trat Richardson übrigens wie viele Feministinnen aus der englischen Mittel- und Oberschicht der Union of Fascists bei. Farbschicht für Farbschicht bricht Davis in sieben Prints den attackierten Bereich des Gemäldes so auf, dass sich in dem Skelett tatsächlich eigene malerische Qualitäten entdecken lassen. Gleich so, als ob das restaurierte Bild eine neue Geschichte erhält, die mit den Jahren immer bunter ausgemalt wird. MJ

■ Bis Januar 2012, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Rosa-Luxemburg-Str. 45