BRAINSTORM

Jahrelang konnten Nazi-Terroristen aus Thüringen unbehelligt morden. Dies verwundert nur jene, die mit der Ermittlungsarbeit der Polizei in Ostdeutschland nicht vertraut sind. Engagiert verfolgen die Behörden dort vor allem AntifaschistInnen: Während am 13. Februar in Dresden hunderte Nazi-Schläger aufmarschierten und unter den Augen der Polizei ein Hausprojekt angriffen, wurden tausende Telefone vermeintlicher Nazi-Gegner abgehört und noch am Abend ein Büro der Antifa-Initiative durchsucht. 20 weitere Hausdurchsuchungen folgten, 40 Linken wird vorgeworfen, eine „kriminelle Vereinigung“ gebildet zu haben, weil sie gegen Nazis aktiv wurden. Am Freitag erzählen zwei AntifaschistInnen aus Dresden, wie gut das Land sich um sie kümmert. Der Vortrag „Demokratie auf sächsisch“ beginnt um 20 Uhr im Infoladen in der St. Paulistraße.

Selbst wer auf der anschließenden Soliparty für die beschuldigten Dresdner AntifaschistInnen ab 22 Uhr im Jugendzentrum in der Friesenstraße kräftig feiert, kann es am Samstag um 15 Uhr zur Kundgebung auf den Ansgarikirchhof schaffen. Unter dem Titel „Rassismus tötet – Rasizm öldürüyor!“ wird dort der Opfer rechter Gewalt gedacht, ohne die Fremdenfeindlichkeit der Mitte und die tödliche Abschiebepolitik des Staates zu vergessen.

Die Gewalt im Blick hat auch der Künstler Daniel Richter. Anhand seines Gemäldes „Dog Planet“ wird Juliane Hummitzsch entfalten, „wie gesellschaftliche Gewaltverhältnisse ästhetisch erfahrbar werden“. In ihrem gleichnamigen Vortrag am Dienstag um 20 Uhr in der Villa Ichon zeigt sie mit Walter Benjamin und Sigmund Freud, auf welche Weise Richter die Realität staatlicher Machtverhältnisse künstlerisch zu fassen bekommt. Hummitzsch hat Psychologie und Philosophie studiert und ist Mitherausgeberin des ExtrablattAus Gründen gegen fast Alles. jpb