Seltene Eintracht um Grünstreifen

REFORM Schleswig-Holsteins Regierung macht Vorschläge, wie künftig mit den Knicks im Land umzugehen sei – und erntet verhaltenes Lob von Bauern und Naturschützern

Mit Änderungen beim Schutz der für Schleswig-Holstein so typischen Knicks handelt sich ein Minister gern den Zorn der Bauern oder Proteste von Naturschützern ein. Agrar- und Umweltminister Robert Habeck (Grüne) löst jetzt mit einem neuen Konzept ein eher positives Echo aus: Es geht um Schutzstreifen und konkrete Vorgaben zur Knickpflege.

Konkret will Habeck den Knicks zugeordneten Saumstreifen bei Grünland abschaffen – davon profitieren die Landwirte. Bei Ackerflächen sollen die Bauern zu einem vorgegebenen Schutzstreifen von einem halben Meter noch einen halben Meter dazugeben, um die volle EU-Prämie zu bekommen. Der dann einen Meter breite Streifen kann als ökologische Vorrangfläche anerkannt werden. Eine weitere Änderung betrifft den Rückschnitt der Knicks, deren Gesamtlänge das Ministerium mit 45.000 Kilometern angibt.

Der Minister will mit seinen Plänen einerseits der Forderung der Bauern entgegenkommen, das Hineinwachsen der Knick-Gehölze in die landwirtschaftlich genutzten Flächen zu begrenzen. Andererseits folgt er dem Wunsch der Naturschützer, das Zurückschneiden auf bloße Formhecken zu verhindern. „Jeder muss ein bisschen was geben“, sagte Habeck.

Er reagiert mit seinen Plänen auf veränderte rechtliche Rahmenbedingungen durch die EU und ein Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht. Die neuen Regelungen sollen im ersten Quartal nächsten Jahres in Kraft treten. Die Frage, ob er mit Demonstrationen gegen seine jüngsten Pläne rechne, bejahte Habeck gestern – „weil es immer so kommt“.

Von einem Teilerfolg für den Bauernverband sprach dessen Generalsekretär Stephan Gersteuer: „Das ist eine Verbesserung.“ Gleichwohl hoffe man noch „auf Verbesserungen“. Als ausgewogen lobte der Landesnaturschutzverband die Pläne. Von einem akzeptablen Kompromiss sprach die BUND-Vorsitzende Claudia Bielfeldt. Den Interessen der Landwirtschaft werde Rechnung getragen, die Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft falle aber nicht völlig unter den Tisch.  (dpa)