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Yellow Cake – Die Lüge von der sauberen Energie Deutschland 2010, R: Joachim Tschirner

„Yellow Cake“ wird das gelbe, pulverförmige Gemisch von Uranverbindungen genannt, das als ein Zwischenprodukt bei der Herstellung für Brennstäbe für Atomkraftwerke hergestellt wird. Bei der Diskussion über die Sicherheit der Kernkraft sowie die Schäden, die durch sie an der Umwelt entstehen, wird der Uranerzabbau als erste Stufe der Energiegewinnung oft vergessen. Dieses Defizit wird durch diesen bemerkenswerten Film angesprochen, der betont parteiisch konzipiert ist, wie man ja schon am deutschen Nachtitel erkennen kann. Ausgangspunkt der über eine lange Zeit und aufwendig recherchierten Dokumentation ist die ehemalige Uranerzmine Wismut in Thüringen und Sachsen, aus der die Sowjetunion über Jahrzehnte den überwiegenden Teil ihres Urans bezog. Nach der Wende stellte sich dieses Gebiet als eine riesige radioaktive Altlast heraus, die nun mit einem riesigen Aufwand abgebaut wird. Fünf Jahre lang begleitete Joachim Tschirner zusammen mit seinem Filmteam die Arbeiten auf dem riesigen Tagebau-Gelände, durch das ständig eine riesige Flotte von Schublastern zu fahren scheint, die die verseuchten Erdmassen von einem aufgeschichteten Berg abtragen, um sie in die von Menschen ausgeschabten Täler zurückzuschippen, aus denen sie ursprünglich gekommen sind. Der extrem aufwendige und langwierige Prozess wird von den Filmemachern mit äußerster Sachlichkeit protokolliert. Und er berichtet auch von den medizinischen Folgeschäden, indem er sich von ehemaligen Arbeitern der Wismut ihre Krankheitsbilder und die ihrer oft schon verstorbenen Kollagen schildern lässt, denn die Krebsrate unter ihnen ist extrem hoch.

Tschirner ist nicht unbedingt ein geschickter Erzähler, aber seine Recherchen sind so umfangreich und brisant, dass man ihm einige filmhandwerkliche Ungeschicklichkeiten gerne verzeiht. Er will nicht nur die Umweltschäden in der Vergangenheit beleuchten. Er ist nach Namibia, Australien und Kanada zu den größten, heute noch betriebenen Uranminen der Erden gefahren, und hat dort ebenfalls Bilanz gezogen. Dabei erzählt er zum Glück nicht mehr so streng sachlich wie bei den in Deutschland gedrehten Passagen, sondern hinterfragt die Zustände eher anhand von Protagonisten, deren Geschichten er erzählt. In Namibia sind dies zum Beispiel einige Arbeiterinnen, die in der Tagebaumine als Lasterfahrerinnen oder Sprengmeisterinnen angestellt sind. In Australien hat Tschirner Aborigines besucht, in deren Gebieten riesige Uranvorkommen entdeckt wurden. Und in Kanada hat Tschirner schließlich die Ortschaft Plutonium City besucht, die lange Zeit von der Uranmine in ihrer Nähe profitiert hat, bis in der Nähe ein reicheres Vorkommen entdeckt wurde und dann nur noch dort abgebaut wurde. Noch immer sagt hier niemand ein kritisches Wort über den Uranabbau.

„Yellow Cake“ läuft am Freitag und Samstag um 18.00 Uhr sowie am Montag um 20.30 Uhr im City 46