Einblick (566)

Achim Lengerer, Künstler

■ Achim Lengerer, geboren 1970 in Tübingen, setzt sich in seiner künstlerischen Praxis mit gesellschaftlichen Wirkungs- und Funktionsweisen von Sprache und Text auseinander. Lengerer gründete verschiedene kollaborative Projekte, u. a. die freitagsküche in Frankfurt/Main sowie den Ausstellungsraum und Verlag Scriptings im Wedding. Zurzeit arbeitet er an einem Buch zur Tonspur von „Ce gamin, là“, ein Film des französischen Sozialarbeiters und Schriftstellers Fernand Deligny von 1975.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? AL: Eine Veranstaltung in der Akademie der Künste von Mitte Januar: Thomas Heises Film „Städtebewohner“ und die Präsentation des schön editierten Buchs „Über Thomas Heise“, gerade bei Vorwerk 8 erschienen. Heises Film ist ohne Filmförderung entstanden und hat keine Kinodistribution. Die prekäre Form der Finanzierung ermöglichte Heise, gleichsam als „Nebenprodukt“ einen Dokumentarfilm über das Leben im mexikanischen Jugendstrafvollzug zu drehen. Erst das Umfunktionieren der Ausgangssituation machte diese wirklich produktiv.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Ich war immer ein miserabler Klubbesucher, mir ist privat eine Eins-zu-eins-Situation lieber. Daher könnte ich nur lokale Eckkneipen und verrauchte Schuppen empfehlen. Eine meiner Lieblingskneipen in Berlin trug den vielversprechenden Namen Ohne Ende. Leider ist die Kneipe einer viertelspezifischen Neuerfindung gewichen. Seetanke in Wedding ist ebenfalls so ein Ort, der in meinem Ohr einladend klingt.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Momentan in der Tasche: „Öffentlichkeit und Erfahrung“ von Alexander Kluge und Oskar Negt von 1971. Das Insistieren auf Klassenerfahrungen, die in der eigenen Sprache, im Lebenszusammenhang verankert sind und die Gegenöffentlichkeiten nötig haben, ist absolut relevant. Sonst landen wir bei der Stinkefinger-Öffentlichkeit eines Günther Jauch, das öffentliches Gespräch nur fingiert – um im Bild bleiben.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Zu dieser Jahreszeit die leicht kühle Morgensonne auf der Haut.