Wahren der Waren

Der Dokumentarfilm „Meine Hölle Europa“ entwirft ein komplexes Bild des Frauenhandels (WDR, 23.15 Uhr)

Und plötzlich steht diese Frage im Raum und geht nicht weg: „Haben Sie sich einmal gefragt, warum immer nur Männer aus dem Wasser gezogen werden“ – in Südeuropa, wohin afrikanische Flüchtlinge auf überfüllten Booten aufbrechen?

Von 50.000 Nigerianerinnen, die meist schon im Kindesalter verkauft und nach Italien gelockt wurden, um dort als Prostituierte zu arbeiten, handelt „Meine Hölle Europa“. Lukas Roegler verfolgt in seinem beachtlichen Dokumentarfilmdebüt, das auf einer immensen Fleißarbeit und Dutzenden von Interviews beruht, vier dieser Biografien – und entwirft, ganz ohne Off-Kommentar, ein komplexes Bild des von den so genannten Madames organisierten Frauenhandels.

Roeglers Film gibt folgende Antwort auif die Eingangsfrage: „Weil die Frauen eine Ware sind, eine Investition.“ Also wird dafür gesorgt, dass zumindest die meisten von ihnen unbeschädigt in Europa ankommen. Auf der Strecke bleiben – das wäre zu teuer. RAA