Bahn und Lokführer hakeln wieder

Neue Querelen bei den Tarifverhandlungen – das heute stattfindende Spitzengespräch soll Fortschritte bringen

BERLIN taz ■ Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL sind vorübergehend ins Stocken geraten. Die GDL stelle eine Hürde nach der anderen auf, sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn am Mittwoch. „Ich hoffe, dass die Vernunft siegt.“ Beide Seiten müssten wie geplant bis Ende Januar einen Tarifvertrag hinkriegen. Mit einem Scheitern der Verhandlungen noch vor Weihnachten, was Streiks an den Feiertagen bedeuten könnte, rechnet Mehdorn nicht.

Auch die GDL bemühte sich am Mittwoch, die Wogen zu glätten, die am Dienstag ein Brief des GDL-Chefs Manfred Schell an den Bahnvorstand aufgewühlt hatte. Die Gespräche würden fortgesetzt, so GDL-Sprecherin Gerda Seibert. Fortschritte soll ein Spitzentreffen zwischen dem Bahn-Chef sowie den Vorsitzenden der drei Gewerkschaften am heutigen Donnerstag bringen.

Beim Thema Bahnprivatisierung mahnte Mehdorn, Entschlüsse zu fassen. Dass der Koalitionsausschuss nicht mehr im Dezember, sondern voraussichtlich im Februar oder März tage, sei zwar nicht so bedeutend, so Mehdorn. Wichtig sei aber, dass im ersten Halbjahr des nächsten Jahres entschieden werde. Die Bahn brauche privates Kapital, um auf den weltweit wachsenden Transportmärkten bestehen zu können. „Der Exportweltmeister Deutschland sollte auch Transportweltmeister sein.“ Immerhin sei die DB die einzige Bahn in Europa, die wachse und profitabel sei.

Diesen Kurs will die Bahn auch durch die Veränderungen stützen, die sie durch den Fahrplanwechsel am Wochenende vorgenommen hat. Der Fernverkehr sei ausgeweitet worden, so Mehdorn. Die Deutsche Bahn fahre jetzt unter anderem nach Paris und Kopenhagen.

Bei Fahrgast- und Verkehrsverbänden stoßen die Fahrplanänderungen auf Zustimmung und Kritik. „Das Angebot an Zügen ist im Großen und Ganzen in Ordnung. Es gibt aber ein paar Ecken, wo es kneift“, sagte Karl-Peter Naumann, Chef des Verbandes Pro Bahn. Die zum Teil deutlichen Fahrpreiserhöhungen seien „nicht akzeptabel“. Im Weserbergland werde der Regionalverkehr gekürzt, und in Sachsen-Anhalt würden Linien gestrichen. Positiv sei aber etwa, dass es nun ein einheitliches Erscheinungsbild bei den Nachtzügen gebe. Allerdings seien hier Preiserhöhungen versteckt,etwa beim Buchen von Betten.

Der niedersächsische Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sieht ebenfalls „Licht und Schatten für Bahnfahrgäste“. So gebe es im Regionalverkehr Verbesserungen an der Unterelbe. Zudem seien Angebotskürzungen in der Region Braunschweig zurückgenommen worden. Allerdings verschwinde die Bahnstrecke Helmstedt–Schöppenstedt ganz, und auf weiteren Linien würden die Takte verschlechtert, so der VCD.

Einschränkungen in der Hauptstadtregion bemängelt der Berliner Fahrgastverband Igeb. So falle die IC-Verbindung Berlin–Dessau–Halle weg, das schmerzt unter anderem die Mitarbeiter des Umweltbundesamtes in der Bauhaus-Stadt Dessau. Allerdings gebe es nun wieder eine Direktverbindung von Berlin nach Kopenhagen, und zwischen Berlin und Poznań verkehrten zusätzliche Zugpaare, so der Fahrgastverband.

RICHARD ROTHER