Vielseitiges Schnäppchen

Was jetzt kommt“, schrieb er per Twitter, „ist nicht einfach für mich.“ Um ganz viel zu sagen, brauchte Lars Stindl dann aber nur wenige Zeilen: Der Wechsel von Hannover 96 zu Borussia Mönchengladbach ist besiegelt. Und das wollte der im Sommer scheidende 96-Kapitän den Fans unbedingt selbst verkünden.

Typen wie Stindl sind in der Fußball-Bundesliga äußerst rar. Sie entscheiden selbst, wann sie was sagen, wägen klug ab, welcher Schritt der nächste sein soll. Nach fünf Jahren in Hannover möchte sich der 26-Jährige nun weiterentwickeln. Stindl gilt als äußerst vielseitig einsetzbarer Mittelfeldspieler, einsetzbar wahlweise als fleißiger Zuarbeiter, treffsicherer Torschütze – und eloquenter Repräsentant.

Die Entscheider in Hannover werden sich eingestehen müssen, dass ein Mann, der all das auf sich vereint, für ihren Verein auf Dauer überqualifiziert ist. Stindl arbeitet am Fußball so zuverlässig und gut, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ihn ein besserer Klub verpflichtet. Das Dumme an diesem Verlust: Viele Erstligisten hätten deutlich mehr Geld bezahlt, als jetzt nach Hannover fließt.

Wie es sich für einen um die Ecke denkenden Profi gehört, hatte Stindl seinen Arbeitsvertrag durch eine Ausstiegsklausel ergänzt. Gladbach muss für Stindl nur drei Millionen Euro Ablösesumme zahlen und sticht zu diesem Schnäppchenpreis unter anderem Bayer Leverkusen aus, wo man sich auch um ihn bemüht hatte. Sein neuer Arbeitgeber bietet zudem eine Perspektive, die in Hannover fehlt: die Chance auf Spiele in einem europäischen Wettbewerb.

Der Mann mit der Vorliebe für Baseballcaps hat lange gegrübelt, was wohl am besten zu ihm passt: Hannover 96 wäre eine Sackgasse geworden, der FC Schalke 04 zu turbulent. Für Bayern München ist er – bei aller Wertschätzung – nicht gut genug. Gladbach also: gehört wieder zu den gehobenen Adressen, weil das Team um Trainer Lucien Favre deutlich intelligenter spielt als die meisten anderen in der Liga. Dass sich Stindl an künftigen Denksportaufgaben beteiligen will, darauf kann die Borussia sich etwas einbilden. OTO