LESERINNENBRIEFE
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Symbolgehalt des Kopftuchs

■ betr.: „Kopftuchurteil. Schwarzer ist nicht sehr feministisch“, taz vom 25. 3. 15

Michael Wrase verhält sich eigentümlich unbekümmert gegenüber dem Symbolgehalt des Kopftuchs. Selbstverständlich kann eine Kopftuch tragende Lehrerin viel emanzipierter leben als eine, sagen wir, Minirock tragende. Umstritten sind zwei andere Dinge:

1. der objektive Symbolgehalt der Unterordnung von Frauen, der durch die Interpretationen der Trägerinnen nicht korrigiert werden kann. Es liegt außerhalb der individuellen Symbolverwendung in der Öffentlichkeit, ob man ein Hakenkreuz „einfach hübsch“ finden kann oder man als bekennende Katholikin einer Religion angehört, die Frauen Führungsrollen verweigert.

2. die Wirkung religiöser Bekenntniskommunikation auf SchülerInnen in weltanschaulich neutralen Einrichtungen. Wollen wir LehrerInnen nicht auch parteipolitische T-Shirts zugestehen, weil ihre Engagements halt zu ihrer ausdrucksbedürftigen Persönlichkeit gehören? Diese Freiheiten des Ausdrucks sind aus der Perspektive uninteressierter BetrachterInnen nichts als Aufdringlichkeiten – ein Fall weltanschaulicher Belästigung, die ihre (juristisch garantierte) negative Religionsfreiheit beschränkt. STEFAN HIRSCHAUER, Mainz

Die andere Realität

■ betr.: „Schwarzer ist nicht sehr feministisch“, taz vom 25. 3. 15

Interessant finde ich, dass die, die vor Ort mit dem religiösen Symbol Kopftuch real konfrontiert sind, das Urteil katastrophal finden, während die, die offenbar nicht so „nahe dran“ sind, scheinbar eher theoretisch-wissenschaftlich diese Entscheidung begrüßen, weil sie Toleranz und Selbstbestimmung fördern soll. Immerhin, ich fürchte, kein Lehrer oder Schüler würde es wagen, in einer öffentlichen Schule eine jüdische Kopfbedeckung zu tragen – oder? Das ist leider die Realität. ELVIRA BÜCHNER, Freiburg

Im Auge des Betrachters

■ betr.: „Schwarzer ist nicht sehr feministisch“, taz vom 25. 3. 15

Das Problem beim Thema Kopftuch liegt in unseren Breiten womöglich seltener bei den Frauen, die ein solches tragen, sondern eher beim Auge des Betrachters und dessen Projektionen … ja, vielleicht sogar bei dessen Demokratie- und Freiheitsverständnis.EWALD BECK, Bad Homburg

Fixiert aufs Tuchtragen

■ betr.: „Schwarzer ist nicht sehr feministisch“, taz vom 25. 3. 15

Beim Lesen des Artikels habe ich mich gefragt, was denn eigentlich „Kopftuchlehrerinnen“ unterrichten. Ich kenne Mathelehrerinnen, Physiklehrerinnen, Spanischlehrerinnen und Lehrerinnen, die ein Kopftuch tragen. Aber ernsthaft: Der Begriff „Kopftuchlehrerin“ klingt, als wenn da eine ausschließlich auf ihr Tuchtragen fixiert sei statt auf ihre Fächer und ihre Unterrichtskompetenz.MASCHA KIRCHNER, Oldenburg

Wenn der Tag gut anfängt

■ betr.: „Es ist so weit: Die Islamisierung des Abendlandes“, taz vom 20. 3. 15

Danke für die Titelseite! Denn der Tag fängt für mich gut an, wenn ich schmunzeln darf. So eine schöne natürliche Steilvorlage muss genutzt werden. Es werden sich sicher wieder einige Kritiker finden; doch denkt daran: viel Feind – viel Ehr.SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen

Erwacht – gelacht!

■ betr.: „Es ist so weit: Die Islamisierung des Abendlandes“, taz vom 20. 3. 15

Genialer Titel wieder mal! Erwacht– gelacht!CLAUDIA WOLFF, Heidelberg

Mehrere Ansätze

■ betr.: „Gesucht: die ökologische Zuchthenne“, taz vom 23. 3. 15

Es gab bereits mehrere Ansätze zu Alternativen in der Geflügelzucht. 2012 wurde die „Bruderhahn Initiative Deutschland (BID)“ von einigen engagierten Biopionieren gegründet mit dem Ziel der Züchtung von Geflügelrassen, die sich wirtschaftlich für die Eierproduktion und gleichzeitig für die Mast eignen, damit das nutzlose Töten der männlichen Küken beendet werden kann. Neben der Aufzucht der Brudertiere folgt die BID darüber hinaus einem umfassenden ökologischen und ethischen Anspruch.

Die Einhaltung der weitergehenden Voraussetzungen wird durch ein Siegel garantiert, das von unabhängigen Kontrollstellen geprüft wird. Das lässt sich nicht durch Billigpreise garantieren, so dass die ethische Aufzucht sowohl von Hennen und Hähnen ein Ei um 4 Cent teurer macht. In einigen Naturkostläden werden Produkte der BID bereits angeboten. So ist es zu begrüßen, dass auch die Anbauverbände Bioland und Demeter die Züchtung von Zweinutzungsrassen voranbringen wollen. Im Rhein-Main-Gebiet mangelt es nämlich noch an Naturkostläden, die BID-Produkte führen.HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel