„Wir lassen uns nicht einschüchtern“

RECHTSEXTREMISMUS Spontane Mahnwache nach den Brandanschlägen auf die Häuser zweier Neonazi-Gegner im niedersächsischen Unterlüß. Demonstration gegen rechte Sonnwendfeier

Die Polizei im nahen Celle spricht von einer neuen Qualität der Übergriffe

Entmutigt, nein, das seien sie nicht: Rund 50 Menschen kamen am Donnerstagabend an der Friedenskirche im niedersächsischen Unterlüß (Kreis Celle) zusammen – unter dem Eindruck der vorangegangenen Brandanschläge. „Es hätte schlimm ausgehen können“, so Pastor Wilfried Manneke. „Wir hatten Glück“, sagte auch Klaus Jordan: Sein Wohnhaus war, wie auch das Pfarrhaus, in der Nacht zuvor mit Molotowcocktails angegriffen worden – großer Schaden war hier wie dort nicht entstanden.

Knapp eine Stunde lang dauerte die Mahnwache mit Andacht und gemeinsamen Liedern. „Ich glaube, allen Betroffenen tat gut zu sehen, dass sie nicht alleine sind“, sagte eine Teilnehmerin. Einig waren sich die Anwesenden in einem: Hinter den Anschlägen stecken Rechtsextreme. Denn Manneke wie auch Jordan haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder gegen die regionale Szene gestellt.

„Ich dachte gar nicht, dass wir noch so im Visier sind“, sagte Jordan. Er hatte vor zwei Jahren Mahnwachen gegen den Kauf eines Hotels durch Neonazis mitorganisiert. „Durch unsere Fenster flogen Pflastersteine, um die Papier mit eindeutigen Drohungen gewickelt waren.“

„Es ist ja bekannt“, sagt Pastor Manneke, „dass Menschen, die sich gegen Rechtextremismus engagieren, schnell bedroht und eingeschüchtert werden.“ Auch er hatte in der Vergangenheit schon ungebetenen „Besuch“ von Neonazis: Vor dem Kirchengelände riefen sie Parolen, an die Pforte wurden Hakenkreuze geschmiert. Die Polizei im nahen Celle spricht nun aber von einer neuen Qualität der Übergriffe.

Vor rund zwei Wochen waren in der Nachbargemeinde Hermannsburg die Schaufenster eines Geschäftes mit einschlägigen Losungen beschmiert worden – die Geschäftsinhaberin ist Mitglied eines Netzwerks gegen Rechtsextremismus. Auch sie war danach nicht allein geblieben: Mehr als 30 Menschen halfen beim Scheibenputzen.

„Wir lassen uns nicht einschüchtern“, so Jordan. Er spricht am heutigen Samstag auf einer Demonstration gegen die Wintersonnenwendfeier der rechten Szene im nahen Eschede. AS