Schiffbau tötet Ems

BAUERN-WUT

Die Wut der Landwirte ist riesig: Eine Puppe mit dem Schild „CDU“ brannte schon zwei Tage bevor der Kreistag im ostfriesischen Leer dem „Masterplan Ems“ zustimmte. Der soll den Fluss retten, aber auch Arbeitsplätze der Meyer-Werft im emsländischen Papenburg sichern – und könnte die Milchviehhalter rund um Leer viel Geld kosten.

„Pachtland dürfte noch teurer werden“, sagt Ottmar Ilchmann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Der Plan sieht vor, 730 Hektar Land in „Ausgleichsflächen“ zur Wiederbelebung der Ems zu verwandeln: Weiden könnten „Tidepoldern“ weichen, in denen sich Schlick absetzen soll.

Der gelangt wegen der Ausbaggerung für Meyers riesige Kreuzfahrtschiffe immer weiter flussaufwärts – und tötet die Ems: Schlick ist kein Sand, sondern organisches Material. Es verfault und verbraucht dabei Sauerstoff – Fische und Kleinstlebewesen sterben. Nachgedacht wird auch über den Bau einer „Sohlschwelle“ in das Emssperrwerk. Die könnte den Schlick aufhalten, dürfte aber Hunderte Millionen Euro kosten.

Viele Bauern fragen sich, warum ausgerechnet sie für die Wiederbelebung der Ems zahlen sollen. Dass die Flächenkonkurrenz die Preise nach oben drückt, gilt ihnen als Horrorszenario. Zumal die Milchviehhalter mit dem Rücken zur Wand stehen: „Aktuell bekommt ein Bauer 26 bis 28 Cent für den Liter Milch“, sagt AbL-Sprecher Ilchmann. „Rentabel wären 40 Cent.“

Seit Jahrzehnten wird gefordert, die Werft an die 50 Kilometer entfernte Küste zu verlegen, Unternehmenschef Bernard Meyer aber will davon nichts wissen. Dabei gab man gerade erst, am Donnerstag, einen neuen Großauftrag bekannt: Wieder müssen vier Kreuzfahrtschiffe irgendwann von Papenburg an die Nordsee gelangen.  WYP