Ein neues Ufo ist gelandet

DIE MERCEDES CITY

Keine Demo, kein Flashmob. Und das im rebellischen Friedrichshain-Kreuzberg

Es ist schon erstaunlich, wie leise dieses Ufo auf Berliner Grund und Boden landet. Eine neue Veranstaltungshalle, ein Multiplex-Kino, dazu Bowlingbahn und natürlich jede Menge Hotelzimmer. All das wird die Halle umgeben, die künftig nicht mehr O2 World, sondern Mercedes Arena heißen wird. Ein riesiges Vergnügungsareal entsteht da am Ufer der Spree, im Bezirksamt Kreuzberg-Friedrichshain spricht man von einem Berliner Las Vegas.

Und dennoch: Keine Demo, kein Flashmob, kein Protest. Hat es damit zu tun, dass der US-Investor Philip Anschutz schon vor vielen Jahren erklärte, dass rund um die Arena ein neuer Stadtteil entstehen sollte? Oder gilt uns dieses Format – privates Quartier auf privatem Grund und Boden mit pseudoöffentlichen Räumen – schon als alternativlos?

Zur Erinnerung: Als nach der Wende der Potsdamer Platz an die Daimler Dienstleistungstochter Debis und an Sony verkauft wurde, war der Schrecken riesig. Ein „Urban Entertainment Center“ wollte Sony bauen, Daimler eine Daimler City. Das Ergebnis ist bekannt. Stadt ist nicht entstanden, eher eine Kopie davon: clean, privat, touristisch.

Umso erstaunlicher war, dass Anfang der 2000er Jahre erneut ein Großinvestor zum Berliner Großgrundbesitzer werden konnte. Das Ergebnis: Seitdem ist das, was zwischen Bahntrasse und East Side Gallery entsteht, einzig und allein abhängig vom Geschäftsgebaren von Anschutz. Zwar gibt es einen Bebauungsplan, der nur vier Hochhäuser erlaubt und den Bau von 200 Wohnungen vorsieht, doch das sind Peanuts im Vergleich zu dem, was dort sonst entsteht.

Las Vegas, das Bild stimmt schon. Dazu gehört auch, dass man sich wohl abgefunden hat mit dieser amerikanischen Art und Weise der Stadtentwicklung. Und das im sonst so rebellischen Friedrichshain-Kreuzberg.

UWE RADA