Barocker Wettbewerb

Ein Schloss bauen – davon träumen heutige Architekten in ihren kühnsten Träumen nicht. In Berlin dürfen sie es jetzt

Die Vorauswahl zum Bauwettbewerb für das Berliner Stadtschloss hat begonnen. Bis Ende Januar können sich ArchitektInnen um eine Teilnahme bewerben. Mit mehr als tausend Interessenten rechnet das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Bewerben können sich Architektenbüros, die entweder vier Inhaber haben oder Erfahrungen mit größeren Bauten im kulturellen Bereich sowie einen Mindestjahresumsatz von 300.000 Euro nachweisen.

Bis zu 150 Kandidaten, die die Kriterien für das Projekt erfüllen, werden danach aufgefordert, ihre Pläne für das Humboldt-Forum bei dem internationalen Wettbewerb einzureichen. Dabei müssen drei der vier Fassaden des Schlosses historisch gestaltet sein. Zudem muss es eine Kuppel haben – die kann allerdings auch modern ausfallen. Im November 2008 kürt die Jury den Sieger. Zwischen 2010 und 2013 soll dann auf dem Schlossplatz gebaut werden, wo derzeit noch die Ruine des Palasts der Republik steht. 552 Millionen Euro soll der Schloss-Neubau in historischem Gewand samt Innenausstattung kosten.

Der Bundestag bekannte sich am Donnerstagabend noch einmal ausdrücklich zur historischen Schlossfassade. Ein parlamentarischer Antrag der Linken, auch zeitgenössische Entwürfe ohne Barockfassade zuzulassen, wurde mit den Stimmen aller anderen Fraktionen abgelehnt.

Michael Braum, der neue Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur, sieht den originalgetreuen Wiederaufbau von Gebäuden nach historischem Vorbild indes kritisch. Das solle eine Ausnahme bleiben. Nur in bestimmten Situationen seien Repliken zulässig, etwa wenn eine Stadt so geschunden sei, dass man mit der Kopie eines historischen Gebäudes das Bedürfnis der Menschen nach Identität befriedigen könne. In Berlin so Braum gestern, hätte es Orte gegeben, „die eher für eine Replik in Frage gekommen wären als das Stadtschloss“. DPA