Nigel de Jong, Hamburgs Lunge
: Sechs macht glücklich

Zum Abschluss seiner Hinrunde gab es nur ein 1 : 1 in Karlsruhe. Nigel de Jong konnte trotzdem mit einem Lächeln auf den Lippen zurück nach Hamburg fahren. Der Holländer ist endlich angekommen in Hamburg und hat einen großen Anteil an einer fast perfekten Halbserie des HSV. Dreizehn Einsätze in der Bundesliga und vier im UEFA-Cup, darunter eine Gala mit Tor in Zagreb.

De Jong und der HSV wirken wie frisch Verliebte. Eine Liebesbeziehung, die im Sommer nur kühnste Romantiker vorhergesagt hätten. Lange galt der niederländische Nationalspieler als schwer erziehbar und arrogant.

Auch auf dem Platz wirkte er öfter überheblich als spielbestimmend. Und weil sich sein Dandy-Auftreten so gar nicht mit den vielen völlig unverständlichen Aussetzern, dem teilweise leichtsinnigen, aber fast immer an Körperverletzung grenzenden Zweikampfverhalten vereinbaren ließ, war de Jong schnell unten durch. Bei den Fans, beim Trainer. Er hatte sich mit einer ungesunden Portion Fuckfinger-Attitüde ein Image aufgebaut, das ihn zu zerstören drohte.

De Jong Anfang 2007: Respektlos, haltlos, chancenlos. Gekonnt prollte er sich seinem sicheren Abschied entgegen. Unter Disziplin-Fetischist Stevens bekam der Mittelfeld-Pitbull jedoch denkbar knapp die Kurve. Der de Jong Ende 2007 wird von den Fans respektiert, von seinen Mitspielern geachtet und hat sich zu einem wichtigen Teil im Hamburger Erfolgspuzzle entwickelt.

Dabei hat er sein Spiel nur dezent verändert. Immer noch wirkt es wie ein Stierkampf, in dem er abwechselnd Stier und Torero gibt. Doch Hamburgs Aggressiv-Leader steht auf dem Platz endlich dort, wo er sich am wohlsten fühlt: Im Zentrum, vor der Abwehr. Musste der 23-jährige in der vergangen Saison oft auf eine der ungeliebten Halbpositionen ausweichen, kann er auf der Sechserposition endlich zeigen, warum er in Holland seit Jahren als der neue Edgar Davids gepriesen wird. Der Ajax-Schüler vereint Kraft und Eleganz.

Van der Vaart ist das Herz des HSV. Nigel de Jong die Lunge. Und die hat in der Winterpause endlich Zeit, mal durchzuatmen. Sie hat es sich, siehe oben, irgendwie verdient. Lucas Vogelsang

NIGEL DE JONG, 23, brachte es in der Hinrunde auf 13 Bundesligaeinsätze und damit beim HSV zum Stammspieler. FOTO: DPA