Springen wie ein junger Hüpfer

Björn Kircheisen übernimmt nach zwei Siegen in Ramsau die Weltcup-Führung in der Nordischen Kombination

RAMSAU taz ■ Ronny Ackermann und Björn Kircheisen, Deutschlands beste nordische Kombinierer, machen kein Geheimnis daraus, dass sie nicht gerade beste Freunde sind. Aber Ackermann trug es am Samstag beim Weltcup in Ramsau mit Fassung, dass ausgerechnet sein teaminterner Konkurrent Kircheisen ihm das gelbe Leibchen des Weltcupführenden entriss. Am Sonntag setzte er sich nach Platz drei im Springen im Hurrican-Sprint nach 17:32,6 Minuten vor Weltmeister Ronny Ackermann und Tino Edelmann durch.

Am Samstag hatte Kircheisen erstmals in einem Massenstart-Wettkampf – mit einem 10-km-Lauf und zwei Sprüngen eine sehr sprunglastige Variante der Kombination, triumphiert. Jahrelang hatte der ausdauerstarke Kircheisen seine Stärke auf der Langlaufstrecke, das Springen war die ungeliebtere, die unsicherere Disziplin. „Im Springen“, erläutert Trainer Hermann Weinbuch nun, „haben wir uns um Klassen verbessert.“ Mittlerweile hat sich auch Ronny Ackermann einen stabilen Absprung angeeignet. Weinbuch sagt: „Bei 90 Prozent der Sprünge sieht jetzt der Absprung stabil aus.“

Björn Kircheisen hat eine verblüffend einfach klingende Erklärung für den Aufschwung auf der Schanze: „Der Eric Frenzel ist ein brutal guter Springer. Der zieht uns alle mit nach oben. Es macht Spaß, sich mit ihm zu messen.“ Zur Erläuterung: Eric Frenzel ist 19 Jahre alt und amtierender Juniorenweltmeister. Im Normalfall gelten für einen begabten Teenager in der Mannschaft die arrivierten Athleten als Orientierungshilfe und Vorbilder. Zumindest in der Teildisziplin Springen haben die Kombinierer diese Verhältnisse mal eben umgedreht. Beim Laufen dagegen will sich Frenzel künftig einiges abschauen von seinen älteren Mannschaftskollegen. Er ist eigentlich längst keine Nachwuchshoffnung mehr. Er hat die Erwartungen, die in ihn gesetzt worden sind, erfüllt. Im Sommer in Klingenthal hat er den Grand Prix gewonnen und die versammelte Weltelite hinter sich gelassen. In Trondheim vergangene Woche wurde er zweimal Vierter, zuvor lieferte er beim Weltcupauftakt in Kuusamo die Ränge 13 und vier ab, in Ramsau am Samstag wurde er Elfter.

Frenzel ist (noch) kein Seriensieger, „aber er hat beste Voraussetzungen, ein Weltklasseathlet zu werden“, sagt Weinbuch. In diesem Winter steht kein Großereignis an, „der Weltcup ist deshalb enorm wichtig“, sagt Ackermann. Den Kampf um das gelbe Trikot werden Ackermann und Kircheisen und der Rest der Kombinierer-Welt nach Weihnachten fortsetzen, in Oberhof startet der Deutschland-Grand-Prix. Zwei vorweihnachtliche Trainingstage hat Weinbuch unterdessen noch angesetzt, um weiter am Erfolg seines Teams feilen zu können. Nur Frenzel wird dann fehlen – er musste noch am Sonntagnachmittag zurückfahren nach Oberwiesenthal, um Klausuren nachzuschreiben. Das Abitur will er schließlich auch noch schaffen im kommenden Frühjahr. KATHRIN ZEILMANN