heute in bremen
: „Ich bin Deutscher, du bist Türke“

Drei 9. Klassen stellen Ergebnisse ihres antirassistischen Schulprojekts „respect“ vor

taz: Herr Tscholl, Sie haben mit Jugendlichen in Tenever, Gröpelingen und Bremen-Nord antirassistische Projekttage gemacht. Hatten die das nötig?

Daniel Tscholl, Jungenarbeiter: Nein, wir arbeiten nicht nach dem Motto, „ihr seid rassistisch“ und da müssen wir jetzt etwas gegen tun. Wir nehmen die Mädchen und Jungen ernst, in diesem Fall waren es bildungsbenachteiligte in sehr heterogenen 9. Klassen, das heißt aus Familien mit und ohne Migrationshintergrund. Das heißt nicht, dass es in anderen Stadtteilen nicht sinnvoll wäre, über Rassismus zu sprechen.

Was brachten die Gespräche?

Dass die Jugendlichen sich in Gruppen nach ihrer Herkunft sortieren und wenig miteinander zu tun haben – oft gegen ihren Willen. Auf der einen Seite kommen Sprüche wie „wir Deutschen, ihr Türken“ und umgekehrt, und auf der anderen Seiten wünschen sie sich mehr Kontakt, wissen aber nicht, wie sie es anstellen sollen. Ganz interessant fand ich, dass über einen Schüler gesagt wurde: „Der ist Allrounder, der kann mit allen.“ Ein anderer, ein Türke, hat gesagt, nach der Anti-Nazi-Demo im letzten Jahr in Gröpelingen habe er zum ersten Mal Hoffnung gehabt, dass es doch ein aufeinander Zugehen geben kann.

Also müssen die nur ein bischen miteinander reden und schon rennen keine Gangs mehr herum?

In diesem Bild vom gewalttätigen Jungen finden sich viele Jugendliche nicht wieder. Und gerade, wenn es um den Stadtteil geht, haben wir festgestellt, dass die trotz aller Unterschiede solidarisch miteinander sind, weil sie eine gemeinsame Wirklichkeit erleben. Interview: E. Bruhn