LIEBE MARGOT KÄSSMANN,

nein, verehrte Altbischöfin, wir werden jetzt nicht ihre Erwartungen erfüllen und zum x-ten Mal auf Sie einprügeln wegen Ihrer Ampelüberfahrerei und anderer Sünden. Geschenkt! Betrachten Sie das als unser Weihnachtsgeschenk an eine wahrhaft Bedürftige. Auch wir nämlich sind in einer vorfestlich versöhnlichen Stimmung und wollen uns diese nicht durch irgendeinen seifigen Schmu aus Ihrer Feder verderben lassen. Deshalb haben wir gar nicht erst weitergelesen, als wir eine Pressemitteilung des Lockenwicklerblatts Für Sie bekamen, das mit einer von Ihnen verfassten Kolumne warb. Darin stellen Sie, werte Schwester Käßmann, sich die sagenhaft originelle Frage: „Wo will ich hin mit meinem Leben?“ Ach, Margottchen! Wohin Sie wollen, wollen wir gar nicht erst wissen. Es läuft ja doch immer auf dasselbe hinaus: Selbstfindung durch das öffentliche Vorzeigen der Innereien. Was wir uns allerdings wünschen würden, wäre ein Geschenk von Ihnen für uns, das für Sie jedoch keine leichte Aufgabe darstellt. Schweigen Sie doch bitte einfach mal eine Weile. Hören Sie die Stille? Aaaah, jaaaaa, das sind Sie!