Dieter Kosslick sells

Berlinale hat Chef auf Lebenszeit

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Dieter Kosslick wird auch die kommenden Jahre die Berlinale eröffnen. Er wird mit rotem Schal und Schlapphut die Filmstars am Marlene-Dietrich-Platz abholen. Gekreische und Wowi inklusive. Und er wird mit schwäbischem Gleichmut und witzigem Charme die Goldenen Bären verteilen. So war es, so wird es mit Kosslick – quasi auf ewig. Ist Kosslick damit so etwas wie die Lindenstraße für das Berliner Festival?, fragt man sich da in Anlehnung an die Endlossoap.

Um in Bild zu bleiben: Staatsminister Bernd Neumann hat weder einen Grund gesehen, den Terminator zu spielen, noch sich genötigt gefühlt, aus dem Kreis der üblichen Verdächtigen einen Neuen zu berufen. Warum auch? Aus Sicht des Staatsministers und Berlins ist Kosslick mit 400 Filmen, 500.000 verkauften Karten und einem gut gemachten Glamour-Event seit zehn Jahren ein Garant für eine erfolgreiche Berlinale. Wirtschaftlich gesehen. Kosslick sells. Dass es einmal langweilig werden könnte mit dem roten Schal und dem „Ha-no“-Denkmal, das glaubt Neumann nicht.

Risiko Stagnation

Mehr noch aber bedeutet die Vertragsverlängerung das Risiko einer weiteren Stagnation der Berlinale. Seit Jahren muss sich der Festivalleiter die Kritik gefallen lassen, die interessanteren Filme seien in Nebenreihen zu sehen und Hollywood nach Cannes abgewandert. Kosslick hat zwar das deutsche Kino gefördert, es aber nicht zu einer Konstanten gesteigert. Richtig ist auch, dass filmische Impulse im Wettbewerb zur Ausnahme geworden sind, der Mainstream regiert, und für einen politischen Skandal ist der Schwabe eh zu nett.

Kommt nun die bleierne Zeit, eine Lame-Duck-Ära für das Festival? Wohl kaum. Kosslick wird auch die Defizite der Berlinale als Erfolg verkaufen.