Der Rebell, der in Darfur den Hut aufhat

Wenn ein Machtkampf zwischen zwei Rivalen einen lachenden Dritten produziert, ist Ahmed Abdelshafi in Darfur in etwa der lachende Siebenundzwanzigste. Je mehr sich die vielen Rebellenarmeen aus dem Westsudan spalten, desto höher steigt Abdelshafi auf. Jetzt wurde er zum Vorsitzenden und Oberkommandierenden der wiedervereinten Sudan Liberation Army (SLA) erkoren, der einst größten Rebellenarmee Darfurs.

Als die SLA 2003 in den Bergen des Jebel-Marra-Massivs von Darfur ihren Kampf aufnahm, war Abdelshafi ihr Sprecher. Der wortgewandte Politiker aus der Ethnie der Fur – Darfur heißt auf Arabisch das „Land der Fur“ – rechtfertigte den Krieg gegen Sudans Regierung mit der Marginalisierung der Fur sowie der Ethnie der Zaghawa, aus der eine andere große Rebellenarmee namens JEM (Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit) wuchs. Abdelshafi warnte immer wieder, dass die regelmäßigen Friedensouvertüren der Regierung im Kriegsgebiet selbst keineswegs von einem Abflauen der Gewalt begleitet würden.

Damals hieß der politische Chef der SLA Abdelwahid al-Nur, ihr Feldkommandant Minni Minawi. Die beiden sollten sich zerfleischen. Auf massiven US-Druck hin schloss Minni Minawi im Mai 2006 Frieden mit Sudans Regierung. Al-Nur lehnte ab. Die SLA spaltete sich, beide Flügel waren geschwächt. Abdelshafi sah seine Chance gekommen. Er blieb in der Fraktion von al-Nur, die in Darfur weiterkämpfte, und Ende Juli 2006 putschten 32 SLA-Feldkommandanten gegen al-Nur und ernannten Abdelshafi zum Chef. Die bereits gespaltene Bewegung war erneut gespalten. Abdelshafi nannte seine neue, unter anderem von Eritrea unterstützte Fraktion „SLA-Classic“ und sagte, ihm ginge es einzig um die Einheit der Rebellen.

Als Vermittler zwischen rivalisierenden Warlords hat sich Abdelshafi seither tatsächlich einen Namen gemacht. Während die UNO diesen Oktober mit ihrem Ansinnen scheiterte, eine Darfur-Friedenskonferenz in Libyen zu organisieren, rief Abdelshafi die Ex-SLA-Guerillaführer in Südsudans Hauptstadt Juba zu Vereinigungsgesprächen. Jetzt haben sieben von ihnen ihre Gruppierungen offiziell aufgelöst und die SLA für wiedergegründet erklärt, mit Abdelshafi als Chef.

Seine beiden alten Chefs – Minni Minawi, inzwischen in Sudans Regierung, und Abdelwahid al-Nur, im Exil in Paris – erkennen das nicht an. Aber dass er von Südsudan unterstützt wird und in Darfur viele Kämpfer führt, gibt Abdelshafi einen Vorteil. Es macht ihn auch zu einem Spieler im gesamtsudanesischen Machtkampf zwischen Nord und Süd. Immerhin ein Sieger in Darfurs Krieg. DOMINIC JOHNSON