Piepenburg soll PIN AG retten

Babcock-Sanierer wird neuer Chef beim Briefzusteller. Debatte über Post-Mindestlohn

BERLIN taz ■ Die rund 9.000 MitarbeiterInnen des Briefzustellers PIN Group fahren weiter Achterbahn: „Im Rahmen der heutigen Verwaltungsratssitzung der PIN Group AG konnten die Gesellschafter kein gemeinsames tragfähiges Finanzierungskonzept für die Fortführung des Geschäfts der PIN Group AG finden“, hieß es in einer Mitteilung von PIN-Mehrheitseigner Springer. Trotzdem will der Postdienstleister weitermachen: Die Sanierungsexperten Horst Piepenburg und Joachim Ziems übernehmen nach Unternehmensangaben zentrale Vorstandsposten und prüfen „alle Optionen einer Fortführung der Unternehmensgruppe“. Alle operativen Geschäfte liefen weiter, so die PIN Group.

Piepenburg hatte 2002 erfolgreich den Anlagenbauer Babcock-Borsig saniert, Ziems nach Deutschlands größter Medienpleite die Kirch-Gruppe zerlegt.

Die offiziell in Luxemburg ansässige PIN AG macht mit eigenem Briefzustelldienst der Deutschen Post Konkurrenz, ist derzeit aber im Dezifit. Springer ist mit 63,7 Prozent der Anteile Hauptgesellschafter der aus rund 100 Einzelunternehmen bestehenden Gruppe, den Rest teilen sich die Pressekonzerne WAZ, Madsack, Holtzbrinck und der bisherige PIN-Chef Thiel.

Thiel, der PIN zuletzt per Management-Buy-out selbst von Springer übernehmen wollte, hatte am Dienstag zunächst seinen Rücktritt erklärt, dann aber doch weiterverhandelt. Der neue PIN-Chef Horst Piepenburg berät das Unternehmen bereits seit einigen Wochen und hatte ebenfalls an den jüngsten Gesprächen teilgenommen.

Springer hatte gestern angekündigt, durch das PIN-Debakel bis zu 620 Millionen Euro abschreiben zu müssen – und das werde sich unvermeidlicherweise „negativ auf den Konzernjahresüberschuss auswirken“. Springer bekräftigte, dass nicht Managementfehler, sondern der Mindestlohnbeschluss der Bundesregierung der PIN AG den Garaus gemacht habe. STG