DER RECHTE RAND WER IN NEUMÜNSTER OBERBÜRGERMEISTER WERDEN WILL
: Ein besorgter Bürger

Ein Ratsherr möchte Oberbürgermeister werden. Am 10. Mai tritt Mark Proch im schleswig-holsteinischen Neumünster zu entsprechender Wahl – er ist Mitglied der NPD. Und verspricht konsequenterweise, sich „vorrangig für die Interessen der deutschen Bevölkerung einsetzen“ zu wollen.

Am Freitag hatte der Wahlausschuss die Kandidatur zugelassen. In Schleswig-Holstein ist die NPD mit ihrem Vorsitzenden Ingo Stawitz seit Monaten kaum präsent. Das versucht Proch in Neumünster zu ändern, unterstützt vom Landesverband, der strategisch auf das Image der „Kümmer“-Partei zu setzen. Auf der Website wird auch jede noch so kleine Aktion ihres Mandatsträgers groß präsentiert: Im grauem Sakko, weißem Hemd und blauer Jeans zeigt sich der 49-jährige Glatzenträger als bürgerlicher Kandidat.

Schon 2012 inszenierte sich Proch als ein besorgter Bürger als er Aktionen gegen einen Sexualstraftäter organisierte. Die Beziehungen zur NPD versuchte er damals noch abzustreiten. 2013 konnte er mit 1,6 Prozent für die NPD in den Stadtrat ziehen.

In einem Statement zur Kandidatur gibt sich Proch nun als erfahrener Kommunalpolitiker: „In den letzten zwei Jahren konnte ich mir einen guten Einblick in die politischen Seilschaften unserer Stadt verschaffen“, betont er. Sowohl Amtsinhaber Olaf Tauras, als auch seine Kontrahentin Elke Christina Roeder (SPD), stünden für eine vom Volk entfernte Politik, sagt der NPD-Mann. Weiter beklagt er die „hohe Arbeitslosigkeit“ und den Sozialabbau in der Stadt, „trotzdem kommen immer mehr Flüchtlinge (...) die durch den Steuerzahler finanziert werden müssen“.

Der Wahlausschuss konnte die Kandidatur nicht untersagten, erklärt die Landtagsabgeordnete der Piraten Angelika Beer. „Was rechtlich richtig sein mag, ist eine politische Herausforderung“, sagt sie. Deshalb dürften Proteste den NPD-Wahlkampf begleiten.

ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland