EINBLICK (567)

Heike Gallmeier, Künstlerin

■ Heike Gallmeier, geb. 1972 in Berlin, studierte an der Kunsthochschule Mainz und an der KHB Weißensee. Sie beschäftigt sich mit Inszenierungen und Projektionen, mit Brüchen zwischen Materialien und Realitätsebenen. Eine ihrer großen Installationen wird im April in der Ausstellung „Chaos/Kosmos“ im Kunstverein Offenburg zu sehen sein. Demnächst wird sie im Rahmen eines Stipendiums des Deutschen Studienzentrums in Venedig an ihrem Fotoprojekt „Surrogate Landscapes“ arbeiten.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? HK: Beeindruckt hat mich Ed Atkins’ Videoinstallation „Ribbons“ in der Galerie Isabella Bortolozzi. Eine melodramatische Hightechanimation, deren Rhythmus stark von Text und Musik geprägt ist, unter anderem von Bachs großartiger Arie „Erbarme Dich“ aus der Matthäus-Passion. Aufgeregt im positiven Sinn hat mich eine zusammen mit meiner Künstlerinnengruppe „Der Strich“ organisierte Ausstellung in einem Lastwagen. Letzten Freitag haben sich trotz Kälte und Nieselregen viele Interessierte bei der ersten Ausstellung der Reihe „StraßenStrichContemporary: Schwarze Nächte“ am Maybachufer versammelt.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Ich freue mich darauf, Bela Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ in der Komischen Oper zu sehen, weil mich in meiner Arbeit das Märchen von Blaubart schon länger beschäftigt. Ansonsten tanze ich ab und zu gerne in der schräg-exzessiven Atmosphäre des Myslivska.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag? Ich lese die Monographie „Tadeusz Kantor. Er war sein Theater“. Besonders spannend finde ich darin die Vorlesungen von Kantor, in denen er sein autobiografisches Theater der „konstruierten Ergriffenheit“ erläutert. Außerdem lese ich gerade den ersten Teil von Henry Millers Autobiografie, in der er seine frühen Jahre und seinen Weg zum Schriftsteller beschreibt. Das Buch ist zum Teil gnadenlos banal und schlecht geschrieben, über lange Strecken ist Millers sprachliche Unmittelbarkeit aber wieder sehr berührend.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Die Erwartung des Frühlings, das Laufen am Kanal und die Vorfreude auf mein Arbeitsstipendium in Venedig.