Die Bewegung ist nicht verbrannt

ORANIENPLATZ Die Flüchtlinge planen den Wiederaufbau ihres zerstörten Treffpunkts. Die Polizei geht weiter von Brandstiftung aus. Die Suche nach Spuren in der Asche dauert aber noch an

■ Wie die Gruppe Refugee Protests in Berlin am Mittwoch mitteilte, beginnt am kommenden Dienstag der Prozess gegen drei Flüchtlinge aus der besetzten Schule in Kreuzberg. Die drei seien nunmehr seit fast vier Monaten in Haft. Zwei von ihnen seien am 10. Dezember bei einer „unangekündigten Brandschutzkontrolle des Bezirks in Begleitung der Polizei ab 5 Uhr morgens“ aus dem Schlaf gerissen, ein weiterer Bewohner am folgenden Tag während der Trauerfeier für die verstorbene Flüchtlingsaktivistin Sista Mimi verhaftet worden. Ihnen werde gemeinschaftlich versuchte gefährliche Körperverletzung gegen Polizeibeamte vorgeworfen, begangen während der Dachbesetzung der Schule im Juni vergangenen Jahres. (sum)

Die Flüchtlinge vom Oranienplatz wollen ihren durch ein Feuer zerstörten Treffpunkt wieder aufbauen. Die ehemalige Protestcamp-Bewohnerin Napuli Langa appellierte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz vor den verkohlten Resten des „Hauses der 28 Türen“ an die Adresse der BerlinerInnen: „Helft uns ein neues zu bauen.“ Der Platz sei als Treffpunkt und Anlaufstelle für neue und obdachlose Flüchtlinge wichtig, bekräftigte auch Kokou Theophil, Flüchtlingsaktivist aus Togo. Sie hätten den Pavillon über den Winter mühevoll renoviert, und der Bezirk habe die weitere Nutzung bis mindestens November gestattet. Vonseiten des Bezirks war dazu am Mittwoch nichts zu erfahren.

Viele Attacken überstanden

Der Leichtbaupavillon „Haus der 28 Türen“ war in der Nacht von Montag auf Dienstag fast vollständig abgebrannt. Die Polizei gehe weiterhin von Brandstiftung aus, sagte ein Sprecher am Mittwoch der taz. Die Suche nach Spuren von Brandbeschleunigern in der Asche dauere aber noch an. Der Pavillon war den Flüchtlingen im vorigen Sommer von Künstlern zur Verfügung gestellt worden – als Ersatz für ein Rundzelt, das zuvor ebenfalls durch einen Brandanschlag zerstört worden war.

Für die Flüchtlinge steht der Brand ohnehin in einer Reihe von politischen und gewalttätigen Versuchen, ihre Protestbewegung loszuwerden. Theophil erinnerte daran, dass noch zu Zeiten des Camps sowohl das Toilettenhäuschen als auch sein eigenes Zelt von Unbekannten abgebrannt wurden. „Erst vor ein paar Tagen habe jemand versucht, Feuer an den Pavillon zu legen“, sagte ein Mann, der sich nur mit Mohamed vorstellt, das habe man zur Anzeige gebracht. Turgay Ulu, Oranienplatz-Aktivist der ersten Stunde, erklärte, man habe schon viele Attacken – „von Nazis, Polizei, Senat“ – überstanden.

Auch Napuli Langa betonte, weder Brandanschläge noch die ablehnende Politik des Senats könnten die Bewegung zerstören. „Der Oranienplatz war Initialzündung für viele Oranienplätze: in Hamburg, Hannover, München und anderswo.“ Es gehe darum, Demokratie und Menschenrechte für alle durchzusehen. „Ich bin hier und mit einem Deutschen verheiratet, ob ihr es mögt oder nicht. Wir sind alle Brüder und Schwestern“, schloss sie ihre Ansprache. SUSANNE MEMARNIA