UNTERM STRICH

Nach der fristlosen Kündigung des Intendanten des Rostocker Volkstheaters, Sewan Latchinian, am Dienstagabend wurde für gestern eine Vollversammlung der Mitarbeiter einberufen, um durch die Geschäftsführung und die Aufsichtsratsvorsitzende Eva-Maria Kröger zum Stand der Dinge informiert zu werden.

Anlass für die Entlassung war ein umstrittener Vergleich Latchinians zwischen der Theaterpolitik in Mecklenburg-Vorpommern und den Kulturzerstörungen durch die Terrormiliz Islamischer Staat. Nach Darstellung von Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling ließ der Vergleich Zweifel am Vertrauensverhältnis zwischen Latchinian und der Bürgerschaft aufkommen.

Das Volkstheater zählt rund 270 Beschäftigte. Die Rostocker Bürgerschaft hatte im Februar eine Theaterreform beschlossen, wodurch das Vier- in ein Zwei-Sparten-Theater umgewandelt werden soll.

Der geschasste Intendant des Rostocker Volkstheaters, Sewan Latchinian, will gegen seine fristlose Kündigung klagen, wie er dem Deutschlandradio Kultur sagte. Um noch hinzuzufügen: „Es haben nicht wenige gesagt, dass der heutige Tag ein neues, zweites Lichtenhagen ist.“ Man sieht, er hat ein natürliches Talent für Dramatik. Der Rostocker Stadtteil Lichtenhagen steht seit der Randale 1992 gegen ein von Ausländern bewohntes Haus als Synonym für Ausländerfeindlichkeit.

Latchinian, 1961 in Leipzig geboren, hatte die Intendanz am Rostocker Volkstheater erst zur Spielzeit 2014/15 – mit reichlich Vorschusslorbeeren – übernommen. Er wollte mit großen, gesellschaftlich relevanten Inszenierungen für den Erhalt des angeschlagenen Volkstheaters mit seinen vier Sparten kämpfen.