daily dope (244)
: Absurd, aber einfach

Schwedens Top-Leichtathletin Carolina Klüft will Sauberfrau sein. Ein implantierter Chip soll Dopingjägern zeigen, wo sie sich gerade aufhält

Ein Chip, unter die Haut operiert, oder ein ständig zu tragender Ring bzw. ein Armband mit einem eingebauten GPS-Sender. Das sind die drastischen Vorschläge der schwedischen Leichtathleten Carolina Klüft und Stefan Holm im Antidopingkampf. „Es ist traurig, aber ich glaube, wir sind dem Sport mittlerweile schuldig, nahezu alles zu tun“, erklärte Klüft in einem Interview mit dem Svenska Dagbladet. Das aktuelle System, wonach Leistungssportler jeweils für drei Monate im Voraus exakt angeben müssen, wo sie sich aufhalten, um für unangemeldete Dopingtests außerhalb des Wettbewerbs erreichbar zu sein, hält Klüft für unzureichend und unpraktisch. Es sei deshalb besser, die technischen Möglichkeiten auszunutzen, die es bereits gibt, um den Standort von Sportlern und Sportlerinnen jeweils konkret feststellen zu können.

„Ich selbst würde mich über eine solche Überwachung nicht beklagen“, erklärte Klüft: „Im Gegenteil finde ich es wichtig, dazu bereit zu sein und solche Fragen auch offen zu diskutieren.“ Und sie hat einen weiteren Vorschlag: Alle Dopingtests sollten für die Allgemeinheit über Internet öffentlich werden, so dass jeder genau verfolgen kann, wer wann wo und wie oft getestet wurde. Der schwedische Hochspringer Stefan Holm schloss sich dem Vorschlag der Weltmeisterin im Siebenkampf an: „Warum auch nicht. Das klingt ja radikal und ein wenig brutal, dürfte aber eine gute Lösung sein, damit dieses Misstrauen gegen uns aufhört.“ Da man schon bislang recht streng kontrolliert werde, sei eine Chip- oder GPS-Überwachung vielleicht die einfachste Lösung, „so absurd dies auch ist und auch wenn es nach Science-Fiction klingt“.

Staffan Sahlström, Chef des Dopingtestlabors IDTM, griff den Klüft-Vorschlag auf: „Eine ausgezeichnete Idee – und ich finde, dass schwedische Sportler gleich selbst diese Überwachung testen sollten.“ Sahlström äußerte zugleich aber auch Bedenken juristischer Art. Da eine Überwachung mit Chip oder GPS doch einen schweren Eingriff in die Integrität darstelle, wäre eine derartige Überwachungsordnung nur auf freiwilliger Basis denkbar: „Wenn man bedenkt, dass sich in den USA die Vereinigung der Baseball-Spieler dagegen wehrt, überhaupt dopinggetestet zu werden!“ Doch wenn man sehe, zu welchem „Katz-und-Maus-Spiel“ die derzeitige Überwachung in Einzelfällen geführt habe – bei den griechischen Sprintern Kostas Kenteris und seiner Ekatharini Kollegin etwa oder beim dänischen Radprofi Michael Rasmussen –, wäre eine „Modernisierung“ der Überwachung positiv. „Letztendlich“, so Sahlström weiter, „wird dies von der Einstellung der Sportler und der Funktionäre abhängen.“

„Ich würde mich sofort als erste Testperson anmelden“, reagierte Carolina Klüft. Der schwedische Leichtathletikverband äußert sich zurückhaltend, aber nicht negativ: „Es ist wichtig, sich weder an ein bestimmtes Modell zu binden noch zukünftige Möglichkeiten auszuschließen“, sagt Håkan Nyberg, der Vorsitzende der Antidopingkommission des Verbands: „Wir lehnen das nicht von vorneherein ab.“ REINHARD WOLFF