Päckchen bleiben liegen

ARBEITSKAMPF Postbeschäftigte streiken für kürzere Arbeitszeit und gegen ein Konzept für Paketauslieferer

BERLIN dpa | Ostergrüße oder Pakete könnten vielerorts zu spät eintreffen: Kurz nach dem Auslaufen der Friedenspflicht um Mitternacht hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Mittwochmorgen in allen Bundesländern Zusteller der Deutschen Post zu Warnstreiks aufgerufen. Zuvor hatte bereits die Fachgewerkschaft DPV ihre Mitglieder zu Arbeitsniederlegungen aufgefordert. Verdi ging davon aus, dass deshalb kurz vor Ostern mehrere Millionen Briefe und Pakete liegen bleiben.

Bundesweit beteiligten sich rund 10.000 Postboten an dem Warnstreik, wie Verdi am Mittag mitteilte. „Die Beschäftigten der Deutschen Post AG sind sauer“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Dass die Post die Beschäftigten mit der Auslagerung von Arbeitsplätzen bedrohe, sei „unerträglich“. Am Dienstag hatte bereits die DPV Warnstreiks in Zustellstützpunkten und Briefzentren angekündigt, vor allem in Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und NRW.

In dem Konflikt geht es zum einen um die tariflichen Bedingungen der Postmitarbeiter. Verdi fordert für die rund 140.000 Tarifkräfte eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Daneben kämpfen die Gewerkschaften auch gegen das neue Konzept der Post für die Paketzustellung. Der Konzern hatte dafür zu Jahresbeginn 49 Regionalgesellschaften gegründet, in denen 20.000 Jobs entstehen sollen. Diese sollen allerdings nicht nach Haustarif, sondern nach den Tarifregelungen der Speditions- und Logistikbranche bezahlt werden.

Die Deutsche Post kritisierte die Streiks. Es gebe „gar keinen Grund zu streiken“, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Verhandlungspositionen seien nach der ersten Gesprächsrunde nicht „verhärtet“. Das Unternehmen habe den Vorschlag zur Reduzierung der Arbeitszeit aufgegriffen und ein eigenes Konzept zur Flexibilisierung vorgeschlagen, demzufolge Mitarbeiter je nach Alter ihre Wochenarbeitszeit senken oder anheben könnten, sagte der Post-Sprecher. Die Forderung nach einem vollen Lohnausgleich entspreche aber einer Erhöhung um bis zu 6,9 Prozent – solch einer Forderung könne ein Unternehmen „nicht im Vorbeigehen“ zustimmen.