Kein Ende der Kämpfe und Massaker in Assads Reich

SYRIEN Ein sudanesischer General leitet die Beobachtermission der Arabischen Liga

DAMASKUS/BERLIN dpa/afp/taz | Wenige Stunden vor Ankunft der ersten arabischen Beobachter in Syrien haben Aktivisten dem Regime von Präsident Baschar al-Assad neue Massaker an Oppositionellen vorgeworfen. Sie berichteten am Donnerstag, dass regimetreue Kräfte am Mittwoch im Bezirk Dschabal al-Sawija 70 Menschen getötet hätten. In dem Dorf Flaifel hätten die Regierungstruppen ein Massengrab ausgehoben, um ihre Opfer dort zu verscharren. Der Bezirk befindet sich in der nördlichen Provinz Idlib.

Ein Syrer aus Dschabal al-Sawija, der vor einigen Tagen in die Türkei geflohen war, sagte in einem Telefoninterview, Augenzeugen hätten ihm berichtet, die Armee habe auch am Mittwoch wieder mehrere Dörfer attackiert. Die Bewohner der Ortschaft Kafr Owaid seien aufgefordert worden, in ihren Häusern zu bleiben. Wer sich auf der Straße blicken lasse, werde erschossen. Alle Apotheken und das einzige Krankenhaus der Region seien zerstört. Ein Feldlazarett der Regimegegner sei beschossen worden. Die Opposition rief für Freitag unter dem Motto „Protokoll des Tötens“ zu neuen Massenprotesten auf.

Die Arabische Liga schickte am Donnerstag ein erstes Team von Experten nach Damaskus, das die geplante Beobachtermission von insgesamt 150 Personen vorbereiten sollte. Die Mission wird vom sudanesischen General Mohammed Ahmed Mustafa al-Dabi geleitet, der auf eine lange Karriere in Militär und Geheimdienst zurückblickt. So war er vom 30. Juni 1989, dem Tag, als Präsident Omar al-Baschir die Macht ergriff, bis August 1995 Leiter des Militärischen Geheimdienstes. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Chef der Auslandsspionage leitete er von 1996 bis 1999 die militärischen Operationen gegen den nach Unabhängigkeit strebenden Südsudan. Auch in Darfur, wo 2003 ein bewaffneter Konflikt ausbrach, war er im Einsatz, unter anderem als Ansprechpartner für die UNO.

Die Entsendung der Beobachter gehört zu einem Plan der Arabischen Liga vom 2. November. Sie fordert ein Ende der Gewalt, den Rückzug der bewaffneten Kräfte des Regimes aus den Städten und die Freilassung der Gefangenen. Mehrere Vertreter der syrischen Position erklärten, die Mission sei Teil einer Verschwörung des Regimes. B.S.