LESERINNENBRIEFE :
Ein großes Vorbild
■ betr.: „Der Therapeut der Republik“, taz vom 21. 12. 11
Jan Feddersen hat in seiner Würdigung viele richtige Aspekte des Lebens und der Bedeutung Horst-Eberhard Richters dargestellt. Einen hat er aber vergessen: Richter war einer der bedeutendsten, wenn nicht der bedeutendste Vorkämpfer in der Überwindung der Machtblöcke zum Ende des „Kalten Krieges“. Er gehörte zum Gesprächs- und Beraterkreis Gorbatschows und hat sicher viel Einfluss auf dessen Entscheidungen gehabt.
Persönlich konnte ich Richter bei seinem wahrscheinlich letzten öffentlichen Auftritt bei einem IPPNW-Symposium im September in Berlin erleben. Er begann seine Rede, indem er dem Auditorium seine Sorgen über seine plötzlich erkrankte Frau mitteilte. Dann beteiligte er sich mit erstaunlicher Lebendigkeit an den Diskussionen – immerhin schon 88 Jahre alt. Zum Schluss ließ er es sich nicht nehmen, noch seine Bücher zu signieren.
Für mich als Arzt und „homo politicus“ war er ein großes Vorbild, und ich bin ihm dankbar für etliche wichtige, prägende Erkenntnisse. RAINER KANDLER, Bonn
Die richtige Richtung vorgegeben
■ betr.: „Nicht die Falschen ausbilden“, taz vom 21. 12. 11
Was auch immer man vom Reservistenverband der Bundeswehr halten mag: Die Richtung, die Herr Kiesewetter vorgibt, ist die richtige! Es ist zwar traurig, wenn Nazis in der Amtszeit seines Vorgängers offenbar noch nicht ausgeschlossen werden konnten, aber jetzt scheint es ja doch zu gehen. Der Ausschluss von Nazis aus dem öffentlichen Raum ist eine Aufgabe, die man nicht nur dem Staat überlassen kann. Ich will beim Einkauf im Supermarkt keine Leute in T-Shirts von irgendwelchen arischen Brüderschaften sehen, und ich will auch keine zwielichtigen Tattoos im Schwimmbad sehen. Auch wenn das schlecht fürs Geschäft sein mag und hohe Ansprüche an Mitarbeiter stellt: Wenn Nazis sich mit eindeutiger und offensichtlicher Symbolik unbehelligt in der Mitte der Gesellschaft bewegen können, läuft etwas grundlegend falsch. TOBIAS ZEHE, Magdeburg
Eine große Gefahr
■ betr.: „Reservisten-Verbandschef über Neonazis: ‚Wir haben die Gefahr unterschätzt‘ “, taz.de vom 21. 12. 11
Da jede/jeder mit einer rechts-nationalsozialistischen Gesinnung gegen die Demokratie in diesem Land ist und der Zugang zu Waffen eine große Gefahr für das Leben anderer darstellt, muss dieser Person der Zugang zu Waffen verwehrt werden. Das gilt insbesondere für Reservisten. Danke für den Beitrag. JOHANNA, taz.de
Eine bodenlose Dreistigkeit
■ betr.: „CDU will Lohndumper schonen“, taz vom 22. 12. 11
Es ist inzwischen mehr als eine bodenlose Dreistigkeit und deutlich mehr als nur ein Verstoß gegen die guten Sitten, wenn konservative Bundestagsabgeordnete, Arbeitgeberverbände, Arbeitgeber und scheinbare soziale Demokraten einerseits den Leistungsmissbrauch, Schwarzarbeit usw., verurteilen und andererseits die Solidargemeinschaft, die Allgemeinheit, die öffentlichen Interessen und deren legitime Anliegen – die Sozialversicherungen – durch die geplante Unterbezahlung von Leiharbeitern unverhohlen schwächen und gezielt unterminieren. Und wenn etwas erkennbar über den Verstoß gegen die guten Sitten hinausgeht, dann ist das in der Konsequenz als kriminell und strafrechtlich relevant zu definieren und zu prüfen, ob es sich hier um persönliche Einzelmeinungen oder bereits um Stellungnahmen oder die Bildung entsprechender Vereinigungen handelt, die zu verbieten sind. HANS-JOACHIM REICH, Braunschweig
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