Der Herrscher tritt ab

Tierheimchef Wolfgang Poggendorf offenbar nach Untreue-Vorwürfe zurückgetreten. Vereinsinterne Kritiker wollen Notvorstand einsetzen lassen

Die Ära einer Gallionsfigur scheint ein unschönes Ende zu nehmen: Nach Informationen des NDR 90,3 ist Wolfgang Poggendorf, der Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins (HTV), am Freitag zurückgetreten. Das sei am Rande einer kurzfristig einberufenen Mitarbeiterversammlung bekannt geworden. Der 71-Jährige war in den vergangenen Monaten in die Kritik geraten, weil er Spenden und Erbschaften veruntreut haben soll.

Friedrich Engelke, Ex-Schatzmeister des HTV und Wortführer der vereinsinternen Poggendorf-Kritiker, gab sich gegenüber dem Sender verhalten optimistisch. Einerseits sei der Rücktritt Poggendorfs eine gute Nachricht für den Tierschutz. Auf der anderen Seite sei es aber bedenklich, dass gleichzeitig neue Vorstandsmitglieder berufen worden seien. Deshalb habe er umgehend beim Registergericht beantragt, einen unabhängigen Notvorstand einzusetzen, so Engelke. Ansonsten drohe der HTV völlig im Chaos zu versinken.

Die Staatsanwaltschaft hatte in der vergangenen Woche 179.000 Euro von mehreren Konten Poggendorfs gepfändet. Es bestehe der Verdacht, dass der HTV-Chef zwischen 2003 und 2006 Geld aus einer Spende und einer Erbschaft auf eigene Konten überwiesen habe, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Rüdiger Bagger. Das sei eine „neue Dimension“ in den Ermittlungen gegen den HTV-Vorsitzenden.

Die Ermittlungen gegen Poggendorf und zwei weitere Vorstandsmitglieder dauerten bereits seit dem Sommer an. Ausgelöst wurden sie dadurch, dass der 71-Jährige eine dem HTV vererbte Wohnung auf Sylt zu stark verbilligten Konditionen gekauft hatte. Poggendorf galt zuvor gut ein Jahrzehnt lang als uneingeschränkter Machthaber im HTV. Nicht nur Gegnern zufolge verstand er es, Kritiker auszuschalten, andererseits stets die HTV-Interessen durchzusetzen. Poggendorf weist alle Vorwürfe zurück. TAZ