Immer weiter im Takt

FUNK Gegründet wurde die Hamburger Band The Mighty Mocambos in den 1990er-Jahren in einem Jugendzentrum. Heute spielt sie mit Hip-Hop- und Funkgrößen aus aller Welt

VON KNUT HENKEL

Alles ging ganz schnell, erinnert sich Björn Wagner, der Gitarrist der Mighty Mocambos. Alex, Betreiber des Kiezclubs Mondoo, habe Africa Bambaataa nach dessen Auftritt beim Reeperbahnfestival eine CD der Funkband in die Hand gedrückt. Noch am selben Abend jammte die Hamburger Kombo mit dem Hip-Hop-Urgestein.

Ein Glücksfall für die sieben Mocambos: Für ihr Stück „It’s the Music“ vom gerade erschienenen zweiten Album „Showdown“ sind die Rap-Einlagen des legendären DJs und „Zulu Nation“-Gründers mit der rauen, knarrenden Stimme ein Hauptgewinn. Aber die Mighty Mocambos müssen sich auch wirklich nicht verstecken: ein wahres Funk-Gewitter in bester Tradition von James Brown und den JB’s zünden sie auf „Showdown“.

Dass die Band um Gitarrist Björn Wagner dazu in der Lage ist, das hat sich längst auch außerhalb der recht kleinen Funkszene in Europa herumgesprochen.

Im kleinen Studio der Band dominiert analoge Technik. Ganz bewusst: „Alte Bandmaschinen hören sich einfach besser an als digitale Technik. Vor allem beim Schlagzeug ist uns das wichtig“, betont Wagner. Der studierte Musikwissenschaftler mischt gemeinsam mit seinem Bruder Steffen die Alben des eigenen Labels ab. Der kleine Bruder sitzt in London, auch der eine oder andere Kontakt in die britische Funk-Szene kommt so zustande.

Oft gibt es Anfragen von kleinen Labels, die auf die Arbeit der Hamburger Band und ihres Musikverlags aufmerksam geworden sind. So kam auch der Kontakt zu Nichola Richards zustande, die beim Konzert ebenfalls auf der Bühne stehen wird. Ein Kollege aus England hat Wagner gefragt, wie er sie mischen würde. „Ich hätte sie deutlich rougher hören wollen als der Kollege“, erzählt Wagner. „Dann hat er sie gefragt, ob sie nicht mal mit uns arbeiten will. Nun haben wir die ersten Songs mit ihr aufgenommen.“ Auf der anstehenden Tour wird sie nun die Französin Caroline Lacaze unterstützen, die schon auf dem 2011 erschienenen Debüt „The Future is here“ zu hören ist.

Die Mighty Mocambos gibt es schon eine kleine Ewigkeit: Ihre Wiege stand im Jugendzentrum „Roter Salon“ im Stadtteil Farmsen, wo das Jugendmusikprojekt „Lass 1000 Steine rollen“ in den 1990er-Jahren einen kleinen Proberaum aufgebaut hatte. Aus dieser Zeit stammt auch der Name der Band. Was für ein Gewicht der hat, das haben die Mocambos erst später übers Internet erfahren: Mocambos, so werden die Dörfer entlaufener Sklaven in Brasilien genannt.

Über all die Jahre hat die Band dann einfach weitergemacht – und dabei immer am Funk festgehalten. Das Genre sei eben nicht nur supertanzbar, findet Wagner, sondern ermöglicht auch Übergänge in den Soul, in den Jazz und den Blues. Mit Gigs und Partys rund um die Reeperbahn hat sich die Band über Wasser gehalten und sich peu à peu einen Ruf als groovender Lokalmatador erspielt.

Mit den ersten Singles hat sich das geändert. Und auch das Internet trägt seinen Teil dazu bei, dass die Mighty Mocambos längst viel mehr sind als eine Lokalkapelle.

Das lässt sich auch am Tourplan ablesen. Der führt die Farmsener Funkbrüder nach dem Auftakt im Mojo auch nach England und Frankreich.

■ Sa, 4. April, 20 Uhr, Mojo Club, Reeperbahn 1