LESERINNENBRIEFE
: Sie wollte ihren Job zurück

EMMELY Im März verstarb Barbara Emme, der wegen zweier liegen gebliebener Pfandbons über 1,30 Euro fristlos gekündigt wurde und die dagegen klagte. In der letzten Instanz bekam sie vom Bundesarbeitsgericht recht und wurde wieder eingestellt

Mutige Frau

■ betr.: „Emmely ist tot“, taz.de vom 25. 3. 15

Eine mutige, fest an eine gerechte Rechtsprechung glaubende Frau! Die urteilenden Bundesarbeitsrichter haben dazu beigetragen und ihr Würde zurückgegeben.

Viel zu früh und zu jung verstorben. Schade. Ein noch langes Leben wäre ihr vergönnt gewesen. Schade.

Die Gewerkschaften, die Gewerkschaftsbewegung sollte dieser mutigen Frau und Kämpferin um Recht und Würde ein ehrenvolles Andenken geben und in Erinnerung behalten – schlicht als „Emmely“.

GERDA FÜRCH, taz.de

Ein Vorbild

■ betr.: „Emmely ist tot“, taz.de vom 25. 3. 15

Ein Vorbild im täglichen Kampf und Arbeitsleben für uns!

REINHOLD SCHRAMM, taz.de

Selbstbewusst

■ betr.: „Emmely ist tot“, taz.de vom 25. 3. 15

57, reichlich jung und das ist immer traurig. Ansonsten war das Lebensmotto dieser selbstbewussten Arbeitnehmerin „Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!“ – und das war gut so! WAAGE 69

Chapeau!

■ betr.: „Man nannte sie Emmely“, taz.de vom 27. 3. 15.

Traurig, dass „Emmely“ nicht länger ihren Erfolg und die Anerkennung genießen – ja ihren Ruhrstand angehen konnte. Ihr Kampf, ihr Erfolg ist auch ein Lehrstück für Courage und gewerkschaftliche Absicherung! Und, wie diese Kombi immer wieder im arbeitsrechtlichen Bereich der Justiz, Veränderungen herbeiführen, ja erzwingen kann.

Es war der frühere Justitiar der IG Druck & Papier später der IG Medien, Henner Wolter, der in seiner Habilitation via Drittwirkung Sozialstaatsprinzip und Verhältnismäßigkeitsprinzip die sogenannte Bagatellkündigung als rechtlich unwirksam einforderte. Aber noch kurz vor dem entscheidenden Prozess vorm BAG tönte dessen Präsidentin – komplett indolent wie Mütterchen Müh –, es könne nicht angehen, dass frau/man ein paar Maultaschen sanktionslos „mitgehen“ ließe. Zum Glück für Emmely und folgende kam es anders: Das frühere Präsi-Senatsmitglied folgte als Vorsitzender des zuständigen Senats souverän der eigentlich angesichts (Un-)Verhältnismäßigkeit und der sozialen Folgen, nahe-, ja näher liegenderen Rechtsauffassung.

Chapeau für Emmely, denn „Kinder, die nix wollen – kriegen auch nix!“ Das hat sie offensichtlich sehr genau gewusst.

LOWANDORDER, taz.de

Dank und Respekt

■ betr.: „Man nannte sie Emmely“, taz.de vom 27. 3. 15

Ich verneige mich vor Barbara Emme. Sie hat sich mit viel Herzblut und Verstand in vorbildlicher Weise einer weitgehend ungezügelten Wirtschaftsdiktatur entgegengestellt, die in den letzten Jahren mehr und mehr dazu übergegangen ist, für mehr Profit notfalls auch über Leichen zu gehen. Emmely hat schon früh begriffen, dass ein einzelner Mensch dem nur hilflos ausgeliefert sein kann und hat folgerichtig an einem Netzwerk der Solidarität und der Bündelung von Wissen und Erfahrung mitgearbeitet. Sie hat gleichzeitig durch ihr Beispiel den Beweis erbracht, dass der Einzelne sehr wohl etwas bewirken kann, wenn er Menschen guten Willens um sich versammelt, die alle an einem Strang ziehen. Das macht Hoffnung und Hoffnung ist etwas zunehmend Seltenes und sehr Kostbares geworden.

Emmely und all denen, die ihr zur Seite standen, gebührt deshalb mein Dank und Respekt.

RAINER B., taz.de

Zum Nachdenken

■ betr.: „Man nannte sie Emmely“, taz vom 28. 3. 15

Barbara Emme, die Kaiser’s Kassiererin, die sich erfolgreich gegen ihre fristlose Kündigung zur Wehr setzte, ist verstorben. Eine Heldin?

Am Anfang der Geschichte stehen die Pfandbons, die Barbara Emme einlöste, obwohl sie ihr nicht gehörten. Hierauf angesprochen reagierte sie wie wir alle, wenn wir bei etwas erwischt werden: Sie erfand Ausflüchte. Diese Ausflüchte erweiterten sich zum Beschuldigen Unbeteiligter, zu Halb- und Gar-nicht-Wahrheiten, zu prozessualem Bestreiten. Das Arbeitsgericht erster und zweiter Instanz ging durch die Mühen zahlreicher Beweisaufnahmen, um diese Nebelwand zu lichten, und kam schließlich zu dem Ergebnis, dass in Barbara Emme kein Funken Vertrauen mehr zu setzen sei.

Zu diesem Zeitpunkt war Barbara Emme schon nicht mehr Herrin ihrer katastrophalen Prozessführung, schon als „Emmely“ Objekt öffentlicher Zurschaustellung durch Solidaritätsgruppen und Politiker. Das Wort von der bestialischen und asozialen Rechtsprechung machte die Runde, nachdem der SPD-Politiker Wolfgang Thierse es von der Kanzel des Populismus verkündet hatte.

Barbara Emmes Prozessbevollmächtigter erreichte es mit mehr Glück als Verstand, dass sich das Bundesarbeitsgericht mit dem Kündigungsrechtsstreit überhaupt beschäftigte. Barbara Emme gewann den Kündigungsschutzprozess letztlich mit einem handwerklich schlechten, nur im Ergebnis brauchbarem Urteil. Anlass und Wirkung standen bei dieser Kündigung außer Verhältnis, konzentriert man den Blick hierauf. Die Grundfrage bleibt jedoch ungelöst: Was tun, bringt mir der andere nicht die Ehrlichkeit entgegen, die ich von ihm erwarte?

Barbara Emmes Leben taugt nicht zum Heldenepos, nur zum Nachdenken über unsere Schwächen. Traurig, dass es schon zu Ende ist.

ARNE BOYER,

Richter am Arbeitsgericht Berlin

DDR 2.0

■ betr.: „Eine Heldin der Arbeiterklasse …“, taz.de vom 27. 3.15

Eine Heldin der Arbeiterklasse, habt ihr das nicht noch’n bisschen dicker? Klingt mächtig nach DDR 2.0

BERND NICHT, taz.de

Erbärmlich

■ betr.: „Eine Heldin der Arbeiterklasse …“, taz.de vom 27. 3.15

„So gesehen erzählt ihr Leben auch einen unliebsamen Teil deutscher Geschichte. Denn mit der Wiedervereinigung erfuhr sie die Härten des Kapitalismus.“

Hach, die Autorin hat wohl vorher nicht „die Härte“ der spießigen Diktatur, genannt „real existierender Sozialismus“ Torgauer, Schwedter und Bauzener Ausprägung, erfahren oder auch nur davon gehört. Denn dann würde ihr der „Kapitalismus“ paradiesisch erscheinen.

Emmely hat sehr viel für die Arbeitnehmer erreicht. Sie nach ihrem Tod ideologisch zu missbrauchen ist einfach nur erbärmlich.

SACCHAROMYCES CERVISIAE,

taz.de

Viel zu früh

■ betr.: „Man nannte sie Emmely“, taz.de vom 27. 3. 15

Viel zu früh ist so eine streitbare und selbstbewusste Frau von uns gegangen.

Danke an die taz für den guten Artikel. GESUNDER MENSCHENVERSTAND, taz.de