: DAS SOLLTEN SIE SEHEN / HÖREN – 1. FEIERTAG
Einst ein Gehirn, nun eine schmerzende Nuss
„Tirant lo Blanc“, Hörspiel, Deutschlandradio Kultur, 18.30 Uhr. Teil 2 am 26. 12., 18.30 Uhr
Er ist ein putziger Kerl, dieser weiße Ritter. Besiegt reihenweise Feinde – und kaum verknallt er sich, fällt Tirant lo Blanc (Maik Solbach) vom Pferd und bricht sich ein Bein. So ist das mit der Minne.
„Tirant lo Blanc“ ist ein lang vergessen gewesener katalanischer Ritterroman von Joan Martorell und Marti Joan de Galba, der 1490 veröffentlicht wurde. Erst der Schriftsteller Mario Vargas Llosa machte 1968 wieder auf den Roman und seine moderne Erzählweise aufmerksam. Nochmal knapp 40 Jahre später haben Radio Bremen und Deutschlandradio Kultur die turbulenten Ereignisse – in der Schlacht, in höfischen Schlafgemächern, bei Fressgelagen – nun in ein Hörspiel umgesetzt.
Ein Erzähler (Stefan Wilkening) und eine Erzählerin (Astrid Meyerfeldt) führen durch das Treiben. Und okay, man könnte einwenden, es wird zu viel gemordet, und die Frauen werden auf Äußerlichkeiten reduziert – doch so prall wie ihre „glänzenden Paradiesäpfel“, so üppig sind Witz und Schärfe des Romans, und so kongenial ist er hier umgesetzt. Tirants Kumpel Diafebus etwa beschreibt wunderbar seinen Kopfschmerz: „Da wo einmal Hirn war, habe ich eine schmerzende Nuss.“ Und schon Cervantes, dessen „Don Quijote“ von „Tirant lo Blanc“ beeinflusst war, erkannte: „Dies ist das beste Buch der Welt.“ JH
Europa und Asien sind zwei kleine Ortschaften
„Auf der Transsib – Von Moskau nach Peking“, ARD, 19.15 Uhr. Teil 2 am 26.12., 19.15 Uhr
Europa hat nur 35 Einwohner, das Dorf ist vom Aussterben bedroht. In Asien hingegen leben bereits über 1000 Menschen.
Europa und Asien sind zwei kleine Ortschaften, die Albrecht Reinhardt auf seiner Reise mit der Transsib durchquert. Sechs Tage und sieben Nächte dauert seine Fahrt von Moskau nach Wladiwostok, 9000 Kilometer. Luxus gibt es wenig, heißes Wasser kommt aus dem Elektroboiler.
Die Reisereportage zeigt viel über die Bedeutung der Transsib in Russland. Im ersten Teil werden Einzelbiographien thematisiert. Die eines jungen Lokführers etwa. Die Kamera schweift über Landschaften: Eisstollen, Fischer, und das Bahnpersonal kehrt Schnee. Im zweiten Teil geht es von Wladiwostok nach Peking, und leider geht die Intensität umso stärker verloren, je weiter sich Bahn und Reportage wegbewegen – die Bahn von Russland, der Film von den kleinen Geschichten. KO
Der große Bell kommt heim
„Lassie kehrt zurück“, ZDF, 17.25 Uhr
Joe trauert. Sein Vater hat den geliebten Collie verkauft – aus Geldnot. Wie die Geschichte weitergeht, verrät möglicherweise schon der Titel. Aber egal: Die Neuauflage des Klassikers von 2005 ist schöner Kitsch. Wuff.
Kampf, Kampf, Kampf, Kampf, Kampf
„Ben Hur“, Tele 5.
„Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, ZDF.
„In the Line of Fire“, Kabel 1.
„Armageddon“, Pro7.
„Pearl Harbor“, RTL. Jeweils 20.15 Uhr
Weihnachten, Zeit der „Kampfprogrammierung“. So nennen es Sender, wenn sie ein quotenträchtiges Programm senden – und die Konkurrenz unverschämterweise ebenfalls. Das bedeutet: Qual der Wahl. Oder, wenn man Hollywood nicht mag: abschalten.