Film im Dreijahre
: Der rote Elvis

Als „Der Rote Elvis“ beim Filmfest in Schwerin gezeigt wurde, hing im Foyer des Kinos Capitol immer noch ein riesiges Foto von Dean Reed an einer Wand, und eine der gestandenen Organisatorinnen wurde plötzlich ganz mädchenhaft, als sie gestand, vor etwa 30 Jahren auf der Bühne des Hauses im Mädchenchor der FDJ zusammen mit Dean Reed gesungen zu haben.

In der DDR war Reed ein Star: ein schöner, rebellischer Amerikaner, der freiwillig ins realsozialistische Deutschland gegangen war. Als die Geschichte vom US-Bürger, der sein Land verließ, um in gänzlich unamerikanischer Manier seinem Ideal eines sozialistischen Internationalismus zu folgen, versucht Tom Hanks seit ein paar Jahren, die Karriere von Reed in einem Hollywoodfilm nachzeichnen. Es gibt also mehrere, ganz unterschiedliche Ansätze, mit denen man von dieser außergewöhnlichen Karriere erzählen kann. Und der 1968 in Dresden geborene Leopold Grün ist so klug, seinen Film nie eindeutig in eine Richtung treiben zu lassen. Die Fans von einst kommen auf ihre Kosten, denn es gibt viele Ausschnitte von Reeds Konzerten, Filmen und politischen Aktionen. Aber auch jene, die sich bei seinem Gesang am liebsten die Ohren zuhalten würden und mehr an seinem bizarren Lebensweg interessiert sind, werden nicht enttäuscht. Fünf Jahre lang hat Grün für diese Dokumentation recherchiert und eine umfassende Reihe von Zeitzeugen vor die Kamera bekommen. hip

Sonntag, 21 Uhr, Dreijahre