LESERINNENBRIEFE
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Ein Neuer soll’s richten

■ betr.: „Rücktritt des Präsidenten wäre ‚verheerend‘“,taz vom 27. 12. 11

Hallo Herr Gabriel: Geht’s noch? Unser Bundespräsident hatte doch mehrmals die Gelegenheit, „reinen Tisch“ zu machen. Hat er aber nicht. Er hat sich sich so benommen wie gelernt: als Anwalt. Keinen Schritt mehr als zwingend notwendig. Exakt dieses Verhalten hat das Amt beschädigt. Jeder Mensch macht Fehler – und muss im Zweifel dafür geradestehen. Das erwarte ich sozusagen in Reinkultur von meinem Staatsoberhaupt. Da der jetzige das nicht kann, bleibt nur eine Wahl: Ein Neuer soll’s richten!

WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen

Ein mutiges Coming-out

■ betr.: „Wulff: Neustart mit Tücken“, taz vom 23. 12. 11

Nun ist es also endlich raus! „Einer von uns“ ist er, beichtet taz-Redakteur Schulte. Wir stellen uns also das süße Leben der Redaktion vor: Billigkredite für die Chefredaktion von der Genossenschaftsbank für Villen am Stadtrand der Hauptstadt, Lustreisen der Anthroposophie-Fraktion auf Kosten der Odenwaldschule, diskrete dicke Umschläge für Product-Placement vom Guinness-Konzern, Business-Class-Tickets für die Wirtschaftsredaktion vom Energieversorger Lichtblick, und nicht zu vergessen: Privataudienzen bei der Kanzlerin für den Hauptstadtredakteur. Ein mutiges Coming-out, Herr Schulte! Wer traut sich als Nächste/r? HEINER ZOK, Schiffdorf

Andere wurden „besser“ beraten

■ betr.: „Wulff: Neustart mit Tücken“, taz vom 23. 12. 11

Vielleicht wäre Wulff besser beraten gewesen, wenn er sich ein Eigenheim gekauft hätte, das unter Denkmalschutz steht. Denn da sind andere Politiker in Bezug auf ein Immobilien-Schnäppchen „besser“ beraten worden. Zum Beispiel der CSU-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Helmuth Koschyk. Der ließ seinen 2003 gekauften Familienwohnsitz, Schloss Goldkronach, mit einem Zuschuss von 1,4 Millionen Euro vom Steuerzahler (Denkmalschutz) restaurieren. Teilweise ließ er zur Sanierung Insassen der JVA in Bayreuth kommen. Die Arbeit der Gefängnisinsassen war für ihn billiger. Da musste er nicht die regulären Handwerker beschäftigen. HEINZ KORNEMANN, Wolfsburg

Nicht oberflächlicher als früher

■ betr.: „Gleich oder gleichgültig“ von Bernd Hagenkord,taz vom 24. 12. 11

Seit Jahrzehnten klagen Kirchenleute und Intellektuelle über die Verflachung unserer Kultur, über den Weihnachtsstress, über die Kommerzialisierung von Weihnachten, so auch der Autor. Die Menschen in unserem Land wollen es eben so und sind laut jüngster Umfragen so glücklich wie selten. Man kann auch nicht sagen, dass die bundesdeutsche Gesellschaft im dritten Jahrtausend wegen der fortschreitenden Säkularisierung oberflächlicher ist als früher. Es gibt viele Basisgruppen innerhalb und außerhalb der Kirche, wo sich Menschen sozial engagieren, etwa im Kampf gegen Neonazis, bei der Armutsbekämpfung. Früher waren die Kirchen allsonntäglich voll. Doch moralisch besser als heute waren die Menschen deshalb nicht. So bin ich in diesen Wochen entspannt: Mag jeder so feiern wie er will. Wer sich über Kommerz und Verflachung beklagt, sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen, seinen Christenglauben glaubwürdig praktizieren. Wir Christen sollten im Alltag vorleben, was es heißt, Christ zu sein. CHRISTIAN FUCHS, Gutenstetten